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Das Schlingen- und Netzmotiv im Glauben und Brauch der "Völker 39

Brauch, in dem Gemache einer Wöchnerin ein Netz aufzu-
hängen , wodurch die bösen Geister ferngehalten werden \
Die Lamas in Tibet tragen ein Strickamulett gegen die An-
griffe der Dämonen2. In Siam bindet man sich als Schutz
gegen die schädigenden Geister einen weißen Faden um. Aus
demselben Grunde wickeln die Shans um das Handgelenk
eines Kindes siebenmal einen Faden3. Bei den Todas be-
festigt die Wöchnerin, sobald sie vom Wochenbett aufsteht,
einige Schnüre an der rechten Seite ihres Taillenbandes4.
Bei den Guriern wird die Wöchnerin mit einem Netze bedeckt5.
Zum Schutz gegen Schlangenbiß trägt der Vedda (Ceylon)
um seine Beine eine aus menschlichen Kopfhaaren verfertigte
Schnur6. Die eingeborenen Frauen im Innern Nordluzons
haben sich zum Schutze gegen Dämonen am Unterarme die
Figur eines Netzes eintätowiert7. Der Patani (Malaien) gl aubt
die bösen Geister durch das Bild einer Schlinge fernzuhalten.
Zu dem Zwecke werden Schlingen und solche Teile einer
Schlingpflanze, die in einem Knoten schlingartig verwachsen
sind, über die Türen der Häuser gehängt8. In altägyptischen
Abbildungen tragen Asiaten ein mit einer Schleife versehenes
Stirnband, während das Handgelenk mit Schnüren umwickelt
ist °. Im alten Ägypten band man sich ein Strickamulett mit
drei Knoten um sein Bein fest, ferner hing man sich derartige
Stricke um den Hals, um vor den unsichtbaren Feinden ge-
schützt zu sein. Eine aus vier Leinenfäden gedrehte Schnur,
worin vier Knoten gemacht wurden, wurde um den Hals
eines Kindes gelegt, „so ist es von seinem Feinde befreit" 10.

1 W. Crooke Populär religion and folk-lore of Nortliem-India 1886,
Vol. II 36.

2 Hildburgh Journ. of Anthrop. Inst, of Great Britain and Ireland
1909, 391. 3 Leslie Milne Shans at Jwme 1910, 36.

* W. H. R. Rivers Todas 1906, 325 und 327.

5 H. Ploss, Das Weib' II 415.

e C. G. Seligmann Veddas, Cambridge 1911, 197 f.

7 Verh. d. Berl. Ges. f. Anthrop. u. Ethnol. 1889, 680. Die Tätowierung
dient als Abwehr der bösen Geister (Waitz-Gerland, Anthropologie V 2, 67;
VI 35f.; W. Wundt, Völkerpsychologie Bd IV: Mythus u. Religion, 2. Aufl.
T. 1, 322). 8 Annandale und H. C. Robinson Fascicidi Malayenses II 49.

0 J. Benzinger, Hebr. Arch.2 74 Abb. 77, Abb. 37.

10 Erman, Zaubersprüche für Mutter und Kind 1901, 37. Demselben
 
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