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Schenkel, Wolfgang
Memphis, Herakleopolis, Theben: die epigraphischen Zeugnisse der 7. - 11. Dynastie Ägyptens — Wiesbaden, 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.17774#0020
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2 Einleitung

werden, um dazu anzuregen, die wenigen Daten intensiver zu nutzen, als es
bisher geschah.

Die epigraphischen zeitgenössischen Zeugnisse sind nur eine unter drei Quel-
len, aus denen der Historiker für die 7.-11. Dynastie schöpfen kann. Nicht
geringere Bedeutung kommt den anepigraphen zeitgenössischen Zeugnissen und
der späteren schriftlichen Oberlieferung über die Periode zu. Während aber
die zuletzt genannte Quelle trotz ihrer Ergiebigkeit einen relativ geringen
Umfang hat - in der Hauptsache kommen die Königslisten in Betracht -,sind die
anepigraphen Denkmäler sehr viel zahlreicher, dafür aber schwieriger auszu-
werten als die hier behandelten Inschriften. Im Grunde müßte zu dieser Text-
sammlung ein Korpus des disparaten und verstreuten anepigraphen Materials
hinzutreten. Erst eine vollständige Verarbeitung aller drei Quellen kann zu
einer adäquaten Beschreibung der historischen Entwicklung führen.

Der Beitrag der zeitgenössischen epigraphischen Zeugnisse zum Verständnis der
Periode liegt einmal darin, daß historische Fakten aus Königsinschriften und
privaten Zeugnissen zu gewinnen sind. Nicht geringer sind aber auch die Ein-
sichten in die geistigen Zustände und Entwicklungen zu veranschlagen. Abge-
sehen von den religiösen Texten, die weitgehend aus der Sammlung herausge-
blieben sind, spielen die Biographien die bedeutendste Rolle, genauer gesagt:
die Idealbiographien mit ihren formelhaften Wendungen. Es ist nicht gleich-
gültig, mit welchen Formeln man zu welcher Zeit sein eigenes Leben zu fassen
pflegt; zum mindesten ist eine statistische Häufung einer Formel zu einer
Zeit für die Beurteilung dieser Zeit von Belang. Gerade dieser Formelapparat
mußte deshalb in der Sammlung so vollständig wie möglich dargestellt werden,
sollte nicht das Bild der Oberlieferung durch eine Öberbetonung der histori-
schen Fakten und Realien verfälscht werden. Es kann allerdings auch kein
Zweifel daran bestehen, daß gerade diese Seite der epigraphischen Denkmäler
einer Ergänzung durch die anepigraphen Zeugnisse bedarf; dabei denkt man be-
sonders an die Kunst oder an die Art der Begräbnisse.
 
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