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Schenkel, Wolfgang
Einführung in die altägyptische Sprachwissenschaft — Darmstadt: wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.47786#0208
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194

Elemente des Satzbaus

nisse „synchronisiert“, so z. B. der Tod Amenemhets I. mit dem
gleichzeitigen Aufenthalt seines Sohnes und Nachfolgers Sesostris’ I.
im Feld:
cr ncr r Ih.t'f usw.
(Es folgt ein zw-Satz als Zustandsbeschreibung.)
zsZ (i)r*f sbi.n hm*f msc'f r ti-Tmhi, s&f sms.w m hr.i ir.i,
„Aufsteigen des Gottes zu seinem Horizont usw.
Zuvor hatte aber seine Majestät seine Truppe zum Libyerland ge-
schickt mit seinem ältesten Sohn in deren Mitte, “ (Sin. R 6-13)
(Wiederum - literarisch gesehen - ein probates Mittel, hier: einer
Exposition.)
m'k/m'c/m'cn„Siehe“: “invites the attention of the interlocutor
as an interested party”, ein „presentatif [Präsentativ]“ (Polotsky,
Egyptian Tenses, S. [24] bzw. [22]). Es handelt sich um eine Aus-
drucksweise der Rede; z. B. beginnt ein Brief, den der König an
Sinuhe richtet, nach der Adresse mit m*k:
m'k ini.t(w) ivk wc+(w.w) pn n.(i) nsw r rc.t rh'k n.tt
„Siehe, dieser Brief des Königs wird dir gebracht, um dich wissen zu
lassen, daß “ (Sin. B 181)
4.6 Coda
Um den Leser nicht mit einem zufälligen Textzitat zu entlassen,
sei an dieser Stelle die Interdependenz zwischen der Arbeit des
Sprachwissenschaftlers und der des Literaturwissenschaftlers, wie
sie verschiedentlich in voranstehendem § 4 deutlich geworden sein
sollte, noch einmal ausdrücklich thematisiert: Der Grammatiker
braucht für seine Schlußfolgerungen klare Textstellen und ist inso-
fern auf die Analyse des Gedankengangs eines Textes angewiesen.
Umgekehrt braucht der Literaturwissenschaftler die Grammatik, in-
sofern nämlich, als er nur unter ständiger Rückversicherung bei die-
ser den genauen Gedankengang eines Textes herausarbeiten kann.
Gewiß: „Die Grundlagen des Sprachverständnisses stehen längst
fest“ (H. Brunner, Grundzüge einer Geschichte der altägyptischen
Literatur, Darmstadt 41986, S. VII) - wenn man unter Grundlagen
Grundkenntnisse versteht. Die Textlinguistik dagegen, die u. a. erst
literarische Qualitäten erkennbar macht, ist in der Hauptsache noch
Zukunftsaufgabe.
 
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