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3. Distribution der archäologischen Einzelobjekte (Taf. 12—21)

3.1 Nekropole vs. Siedlung

Das Gelände wurde primär als Nekropole genutzt, dann aber
auch für Siedlungszwecke. Letzteren allem dienten zum min-
desten diverse Anlagen in der Ost-Nekropole (s. oben
§ 2.2.1). Sekundär Siedlungszwecken zugeführt wurde ein
Teil der AR-Felsfassadengräber (s. oben §2.2.1). Es bleiben
offene Fragen, etwa diese: Bei vielen Kammern ist nicht ohne
weiteres zu sagen, ob sie als Gräber oder als Kammern für die
Nutzung durch Lebende angelegt wurden (so bei »Felsfassa-
dengräbern« am Südost-Abhang der Ost-Nekropole), bei Re-
likten von Lehmziegelbauten kann im Einzelfall zweifelhaft
sein, ob es sich um Grabkapellen oder Wohngebäude handelt
(so vor allem in der Haupt-Nekropole in den Bereichen ho-
her Lehmziegelschutt-Konzentrationen).

3.2 Die Nekropole

Ausgangspunkt für eine chronologische Interpretation der
Nekropolen-Befunde können die dekorierten AR-Gräber
sein. Diese erweisen den West- bis Süd-Felsabhang der
Haupt-Nekropole als AR-Nekropole (ab 6. Dyn.). Ahnliche
Gräber finden sich an einer weniger ausgeprägten Felsstute
am Nordwest- bis Südost-Abhang der Nord-Nekropole. Es
finden sich auch hier Felsfassadengräber, sowie die (Trep-
pen-)Abgänge, wie sie AR-Gräber der Haupt-Nekropole
vielfach aufweisen. Selbstverständlich braucht nicht jedes der
typologisch mit den AR-Gräbern vergleichbaren Gräber aus
dem AR zu datieren. Es ist durchaus etwa möglich, daß sol-
che Gräber aus der 1. ZwZ oder dem MR stammen.

An den Abhängen mit diesen AR-Felsfassadengräbern, die-
sen vorgelagert, finden sich quadratische und leicht recht-
eckige Schächte. Erstere gehören offenbar in das AR (s. oben
§ 2.1.4.2, Typ I), letztere sind weniger gut chronologisch ein-
zuordnen, könnten aber aus dem MR datieren (s. oben
§2.1.4.2, Typ II). Ist diese Abfolge richtig, so bildet die
AR—Nekropole einigermaßen zusammenhängende Gürtel an
den Abhängen der Haupt-Nekropole, diese weitgehend um-
fassend. Die MR-Schächte sind teils als Nester in die AR-
Nekropole eingefügt, teils erschließen sie neu an die AR-

Nekropole angrenzende Bereiche, so namentlich den Süd-
west-Abhang der Nord-Nekropole. Die genannten fast
quadratischen Schächte sind grob West-Ost-orientiert. We-
gen ihres Formats und ihrer uneinheitlichen Orientierung
könnte man daran eine Art MR-Schema erkennen. Indes pas-
sen die in diesen Gräbern befindlichen Türstürze nicht ganz
ins Bild, was vielleicht das Ergebnis späterer Umarbeitungen
sein könnte (vgl. A/u 22, A/u 22a).

Langrechteckige, Nord-Süd-orientierte Schächte liegen in
einer größeren Gruppe aul dem Nordwest-Plateau der
Haupt-Nekropole, oberhalb der AR/MR-Nekropole. Auch
wenn sich solche Schächte anderswo fallweise zwischen den
AR/MR-Schächten finden, bezeugen sie deutlich eine Etap-
pe in der Expansion des Nekropolengeländes. Eine weitere
Expansion bringen dann die langrechteckigen, West-Ost-ori-
entierten Schächte, die sich über die gesamte Haupt- und
Nord-Nekropole ausbreiten sowie über den West-Bereich
der Ost-Nekropole. Diese Schächte sind teilweise eindeutig
in die Ptolemäer-/Römerzeit zu datieren (s. Band II). Eine
klare Ausnahme bildet das singulare Grab S 14 vom Typ des
sog. Persergrabs, das bereits für die Saitenzeit die West-Ost-
Orientierung belegt. Von den Nord-Süd-orientierten
Schächten ist Q 14 saitenzeitlich (s. Band II), bei allen ande-
ren Gräbern dieser Orientierung ist derzeit keine Aussage
möglich. Die Gräber müssen von der Distribution der Grab-
typen her nicht jünger als MR sein, aber nicht älter als etwa
die Saitenzeit. Man vergleiche etwa die langrechteckigen,
Nord-Süd-orientierten Schächte im Teti-Friedhof von Saq-
qära, die ihr Ausgräber Quibell in die 19. Dynastie datiert21,
aber auch einen Nordost-Südwest-onentierten Schacht nörd-
lich der Mastaba des Mereruka, den Kanawati früher als die
18. Dynastie datiert22.

21 Quibell, Excavations at Saqqara (1906-1907), S. 4 f., Taf. IV.

22 Kanawati, Excavations at Saqqara I, S. 4, Tat. I.

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