Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Leo Schidlof's Kunstauktionshaus <Wien; Paris> [Hrsg.]
Sammlung Jakob Schröffl †: Gemälde, vorwiegend alter Meister, Aquarelle, Miniaturen, Handzeichnungen, Bronzen, Teppiche, Bibliothek; Versteigerung: Montag, den 17. Oktober, bis Mittwoch, den 19. Oktober 1921 — Wien, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33136#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
:n war von jeher die Siadt der Privaisammlungen gewesen, die von einem
einzigen kunsiliebenden Manne zusammengebracht, deuilich den Siempel seines
Geschmackes aufweisen und die, so bescheiden sie sicii geben, doch eine
Reihe ausgezeichneier Kunsiwerke enihalien, unier denen sich sieis einige
wirkliche Kabineiisiiicke und Meisierwerke befinden. Unier diesen Sammlungen, die fasi
nie aus Spekuiaiion, sondern beinahe immer aus wahrer Liebe zur Kunsi zusammengeiragen
und daher fasi sieis ersi nach dem Tode des Besiizers wieder auf den Marki gebrachi
werden, war die Sammlung Schröffl in der Ailgemeinheii viel weniger bekanni als sie es
ihrem Werie nach verdient häiie. Es war keine Sammlung, die mii ganz gro^en Namen
prunkie, denn Tizians und Rembrandts konnie ihr Besiizer nichi erwerben und seiner
gediegenen Ehrlichkeii hätie es widersprochen, Schulbilder rnii dem Namen des Meisiers
zu bezeichnen; er wollie nur wirkliche, echie Originale besiizen und auch lieber ein ersi-
klassiges Bild eines weniger hochberühmien Meisiers, als ein nebensachliches Werk von
einem der sogenannien Kiinsiler ersier Ordnung. Mii bescheidenen Miiteln haiie er jahr-
zehnielang gesammeii, vor allem Bilder und nebenher Zeichnungen; die kunsigewerblichen
Gegensiände, die Bronzen und Teppiche, dienien nur dem Schmuck der Wohnung und
waren nicht eigeniliches Sammlungsgebiei. Als Sohn eines Kaufmannes in Siampfen im
ehemaligen Königreich Ungarn geboren, kam er in jungen Jahren nach Wien, wo er sich
gleichfalls dem Kaufmannssiande widmeie und diesen Beruf bis an sein Lebensende
ausiibie. In Kunstsachen war er Auiodidaki, doch verbrachie er seine freie Zeii in den
öffenilichen Sammlungen und Biblioiheken und als es ihm späier seine Miiiel gesiaiieien,
reisie er alijährlich zum Siudium seiner geliebien holländischen Bilder nach Deuischland
und den Niederlanden. Der Beginn seiner eigenilichen Sammleriäiigkeii fällt bereiis in
das Ende der Siebzigerjahre des neunzehnten jahrhunderis. Die vlamische Madonna aus
der Schule van Dycks und die karienspielenden Bauern in der Ari des Pieier Quasi, die
er für einen Brouwer ansah, waren die ersien Siiicke die er erwarb. Er hat dann bis zum
Beginn des Krieges weiier gesammeli und nur äu^ersi seiien ein einmal erworbenes Bild
abgesiossen. Als er sich schon im Kriege einmal enischlossen hatie, ein werivolles Slück
seiner Sammlung, es war eines der Siilleben von Pieier Claesz, zu veräu&ern, da reuie
ihn der Verkauf so, daB er es wieder zurück kaufie. Er sammelie ganz ohne Helfer, fragfe
nie einen Kunsigelehrien oder Kunsihändler um Rai und kaufie am liebsien auf Aukiionen
in Wien. Nur äu^ersi seiien vermehrie er seine Sammlung durch einen privaien Ankauf.
Er wollie durchaus unbeeinflubi bleiben und so gerne er seine, in zwei Zimmern seiner
Wohnung aufgesiellie Sammlung Kunsikennern und Kunsifreunden zeigte, so taub blieb er
gegen jeden Vorschlag auf Umbesiimmung seiner Bilder. Mii Hilfe einer umfangreichen
Kunsibiblioihek, die er im Laufe der Jahre erworben hafie, überprüfie er, geschuli durch
das wiederholie Siudium der groben Galerien, die Besiimmung der Werke selbsi und fasi
immer hai sein Kunsfsinn ihn richiig geleiiei. Als er im Enihling dieses Jahres siarb,
hinierhefj er die tesiamentarische Besiimmung, da§ seine Sammlung zu Gunsien seiner
Erben versteigeri werden sollie. Da er selbsi den grö&fen und werivollsien Teil seiner
Sammlung öffenilichen Aukiioneri verdankie, mochte ihm diese Ari des Verkaufes
als die SYmpaihischeste erscheinen. Haiie er aus vielen Teilen langsam ein Ganzes gesialtet,
so mochien na.ch seinem Tode die Teile wieder ihren eigenen Weg wandeln und anderen
Sammlern dazu verhelfen aus Teilen sich ein Ganzes zu bilden.
 
Annotationen