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Schlagintweit, Emil
Indien in Wort und Bild: eine Schilderung des indischen Kaiserreiches (Band 1) — Leipzig, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.613#0131
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Reisezelt,

SECHSTES CAPITEL.

Haidarabad.

n einem frischen Herbstmorgen, dem 8. Oktober 1874, hatte sich auf Einladung
des Herrschers von Haidarabad in der Station Wadi der Bombay - Madras-Eisen-
bahn , einem bis dahin unbeachteten Oertchen südlich von Kulbarga, eine glän-
zende Gesellschaft von Europäern und Indiern eingefunden, um als Gäste des
Fürsten die hier beginnende, erst kürzlich vollendete Zweigeisenbahn nach der Hauptstadt
Haidarabad feierlich zu eröffnen. Das neue Verkehrsmittel ist ein Werk des noch gegen-
wärtig leitenden ersten Ministers von Haidarabad, Sir Salar Dschang. Die 193 Kilo-
meter lange Linie wurde 1870 in Angriff genommen und von englischen Ingenieuren
gebaut; die Kosten wurden durch Ausgabe von Aktien in der Höhe von 20 Millionen
Mark aufgebracht, für welche Haidarabad fünf Prozent Zinsengarantie leistet. Beim Ueber-
tritte aus dem Kogna-Thale in jenes der höher gelegenen Musi, an deren rechtseitigem
Ufer die Hauptstadt des Reiches liegt, bereitete unerwartete Schwierigkeiten das dichte Wald-
dickicht, welches die Abfälle des zu ersteigenden Plateau bedeckt. Der Betrieb ist der Great-
Indian - Peninsular - Eisenbahngesellschaft übertragen, welche auch die Strecke Bombay - Madras
befährt.

Die Eröffnung dieser Bahnstrecke wurde mit Recht als das wichtigste Ereigniss gefeiert,
seitdem sich im zweiten Jahrzehent des vorigen Jahrhunderts der damalige Statthafter der Gross-
moghule zu Dehli unabhängig erklärte. Sonst verliess, wer von Bombay kam, bei Scholapur,
wer von Madras aufstieg, bei Kulbarga die Bahn und hatte nun in der heissen Jahreszeit durch
fusshohen Staub, in den Regenmonaten durch tiefen Schlamm, der selbst von einer chaussirten
Heerstrasse nicht ferne zu halten war, auf dem nächsten Wege 235, sonst 320 Kilometer weit
den Weg zu nehmen. Die Bahn zieht südlich der alten Strasse anfangs durch einen hier zu

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