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Schlagintweit, Emil
Indien in Wort und Bild: eine Schilderung des indischen Kaiserreiches (Band 1) — Leipzig, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.613#0192
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Verfallenes Hindu- Fürstengrab, Radschputana.

NEUNTES CAPITEL.

Das Christentim m in Indien.

?L« ein anderes Gebiet Indiens ist mit der Geschichte des Christenthums so enge ver-
knüpft als Madras und die Malabar-Küste; in nächster Nähe der Christen wohnen
seit ältester Zeit, theilweise als ihre Vorläufer, Juden.

Nach der einheimischen Tradition landete Apostel Thomas, derselbe Jünger
Christi, welcher am längsten an seiner Auferstehung zweifelte und dann zur Bezeugung
^1 seiner neu entbrannten Liebe zum Heilande keinen Weg zu beschwerlich, kein Land zu weit
fand, im Jahre 52 nach Christi Geburt in Indien. Missionar Germann's gründliche Unter-
suchungen über die Kirche der Thomaschristen in Indien bestätigen die Ueberlieferung: der
Apostel betrat indisches Land an der Indusmündung und wirkte zuerst im heutigen Pandschab
unter den Dschats, ehe er sich im Süden ein dankbareres Arbeitsfeld suchte. Bis Kranganur
an der Malabar-Küste, an der Grenze von Madras gegen den Küstenstaat Kotschin,
brachte ihn das Schiff; hier an der See gründete der Apostel die ersten christlichen
Gemeinden, bis vor Kurzem wurde bei Quilon eine jetzt von der See verschlungene Steinsäule
gezeigt, welche der Apostel aufgerichtet habe. Auf der damals gangbarsten Handelsstrasse be-
gab sich der Apostel in das Innere des Landes, errichtete in Nellakul hart unterm Hauptkamme des
Gebirges eine in dieser Zeit wichtige Zwischenstation im Handel der Westküste mit Madura, jetzt

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