Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schlagintweit, Emil
Indien in Wort und Bild: eine Schilderung des indischen Kaiserreiches (Band 1) — Leipzig, 1880

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.613#0208
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
_SJ\3aS£l&fc-*'

Berg Mandar mit Gottermaske in Behar, Nordbengalen.

^<^

Si - v

ZEHNTES CAPITEL.

Die Religion der Hindus.

on jeder anderen Weltreligion unterscheidet sich die Religion der Hindus in zwei
Punkten: sie nennt als ihre Ouelle keine Offenbarung von Seite der Gottheit an
einen bevorzugten Menschen, sondern ist das Werk der Theologen; sodann fehlt
ein Oberhaupt über das Ganze wie über die, nationalen Kirchen zu vergleichenden,
leitenden religiösen Genossenschaften, welche in auftauchenden Zweifeln und Sonder-
bildungen die Führung übernehmen.

Dem Ankömmlinge in Indien fallen sofort in die Augen die bald rothen, bald
weissen Striche auf der Stirne der Hindus aus der Asche von Kuhdünger oder aus
kalkhaltigem Thon, dessen Beischaffung aus Gudscharat einen gewinnbringenden Handel
bildet. Alle Hindu-Büsser und Kleriker, auf der Halbinsel und im südlichen Indien
auch die Laien, erneuern täglich das bestimmte Abzeichen ihrer Sekte; die Striche sind wagerecht
wenn die Inhaber den Siwaiten sich zurechnen, senkrecht bei den Wischnuiten; ein Kreis bildet
das Kennzeichen der Säktas, der dritten grossen brähmanischen Konfession. Die Sikh-Regimenter
aus dem vorherrschend mohammedanischen Pandschab, welche 1857/58 zur Niederwerfung des
Sipahi-Aufstandes aus ihren Standquartieren bis in das südliche, fast ganz von Hindus bevölkerte
Dekhan vorrückten, legten ihren Landsleuten den Namen Mathä Din bei „den Glauben an der

161
 
Annotationen