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aus barbarischen Lebensgewohnheiten zu verfeinerten Sitten statt. Im fünften christlichen Jahr-
hunderte ersteht sodann dem Lande in der Löwendynastie eine einheimische Königslinie; sie lässt
aus Audh nördlich des Ganges, dem Lande der brähmanischen Orthodoxie, zehntausend Brähmanen
kommen. Fast zwei Jahrhunderte lang stritten sich Brähmanen und Buddhisten um den Vorrang,
dann ist Orissa dem Brähmanismus gewonnen und zum Erweise des neuen Glaubens beginnt 500
nach Christus der erste Monarch der Löwendynastie die massigen Tempelbauten zu Ehren von
Siwa als Bhuwaneswara oder Herrn der Erde in der davon Bhuwaneswar genannten Hügelstadt
im Innern des Landes, der Residenz dieser Könige. Der vierte Herrscher dieses Hauses vollendete
657 den gewaltigen Bau und der Schirmherr Siwa verspricht seinen Anhängern durch den Mund der

Udgiri Hügel in Centralindien: Tempel des Schlangendämon.')

Erbauer in einer Inschrift Verzeihung der Sünden, „wenn sie mit ihren Fingern sein Bild berühren."
Der Tempel liegt jetzt in Ruinen, die einstige Grösse lässt sich nur noch an den Ruinen anstaunen
(siehe die Tafel). Im zwölften Jahrhunderte zieht aus dem südlich angrenzenden Warangal eine
neue Dynastie ein; jetzt wird die Küste Sitz des Herren der Erde, aber die Ehren, die als solchem
auf Siwa sich vereinigten, gehen auf Wischnu über als Dschagannäth oder Herren der Welt und
Mittelpunkt des Kultus wird der heilige Schrein in Puri.

Es war nach der indischen Kosmogonie im Zeitalter der drei heiligen Feuer, in welchem
die Menschen nach einem sichtbaren Gegenstande der Verehrung sich sehnten und in der Anbetung
von Brahma, der Seele aller Wesen, nicht mehr Befriedigung fanden, dass die Indier allerwärts
nach dem Herren der Welt suchten- König Indradyumna von Malwa in Mittel-Indien sandte
Brähmanen nach den vier Himmelsrichtungen aus. Die Abgesandten kehrten aus West, Nord

i) Der Deckelstein über dem seitlichen Tempelgemache gilt als die Schlange Sescha, auf deren Ringen Gott Wischnu (S. 170) zu
neuen Thaten ausruht; über die Stufen in der Felsenspalte steigt man hinab zu einem weitläufigen Felsengemache aus dem eilften Jahrhunderte,
funf/ig Meter im Gevierte, drei Meter hoch, das der Verehrung des Gottes Siwa gewidmet ist. Vgl. über diesen Hügel S. 177, Anm.

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