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%! andere behaupten, es habe auf den östlichen Höhen gelegen.

Wie ich aber bereits erwähnt, ist auf keiner dieser Höhen eine
Spur von Mauern oder Topfscherben. Adramytteion hat einen
Ueberfluss an Wasser, denn es gibt hier sehr viele Quellen;
ausserdem wird die Stadt von zwei kleinen Flüssen durchschnit-
ten, deren jeder durch eine der Hauptstrassen läuft. Dieselben
sind eingedeicht und somit auf jeder Seite ein 3 — 3,3o m breites
Trottoir für Fussgänger. Der grössere, Adramyt-Tsai genannte
Fluss ist nur 4,5 m breit, jedoch ist sein Bett, zum Schutz
gegen Ueberschweminungen, doppelt so breit gemacht. Aehnlich
wie die Strassen in Pompeji überschreitet man hier die Fluss-
strassen auf fünf grossen, flachen Blöcken, die anstatt einer
Brücke dienen. Da die Strassen nicht erleuchtet werden, so
wandeln die Leute des Abends mit Papierlaternen umher und
erscheinen dem neuangekommenen Fremden als herumirrende
Gespenster. Hier sind sehr viele Storchnester. Der Storch ver-
dankt die hervorragende Rolle, die er in der Physiognomie der
Landschaft spielt, hauptsächlich der Ehrfurcht, die ihm gezollt
wird: diese Ehrfurcht aber ist so gross, dass er im ganzen Lande
für unantastbar gilt und dass seine Anwesenheit als ein gutes
Omen betrachtet wird. Der biblische Name des Storches, Cha-
sidah, bedeutet nach Rosenmüller „fromm". Aber aus Hass
gegen die Türken, welche eine Art von Verehrung für die
Störche haben, nennen die Griechen dieselben, wie bereits er-
wähnt, „die heiligen Vögel der Türken" und erlauben ihnen nicht
Nester auf ihren Häusern zu bauen.

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