67
errichtet hatte. Dieser Tumulus ist an der Ostseite 25 m hoch
und hat nicht weniger als 130 m im Durehmesser.
Von diesem Tumulus überschaut man besser als von irgend
einem andern Punkte die Baustellen der alten Städte, womit
einst die Ebene von Troja geschmückt war. Vor sich in nord-
nordöstlicher Richtung sieht man die jetzt ganz unbewohnte
Baustelle von Ilion, welches, nach seiner Ausdehnung und der
Grösse seines Theaters zu urtheilen, wenigstens 70000 Einwohner
gehabt haben muss, und dem der durch die Trümmer von sechs
vorhergehenden Städten künstlich erhöhte Hügel Hissarlik als
Akropolis und als geheiligter Bezirk für seine Tempel diente.
Fast in gleicher Richtung mit Hissarlik, in der Ebene des
Simoeis, ist auf dem hohen Ufer des Hellesponts die oben-
erwähnte Baustelle von Ophryneion. Etwas mehr nördlich da-
von, in der Mitte der grossen Ebene, bezeichnet das kleine, aus
wenigen elenden Hütten bestehende, nur während der Erntezeit
bewohnte, sonst aber wegen seiner ungesunden Lage ganz un-
bewohnbare Dorf Kum-Kioi die Baustelle einer andern alten
Stadt, welche ich für identisch halte mit der von Strabo x er-
wähnten Stadt Polion, die später Polisma genannt wurde; einen
Theil der Stadtmauer sowie einige Granitsäulen sieht man
zwischen den Hütten und ist die ganze Stelle mit hellenischen
Topfscherben bedeckt. In derselben Richtung weiter nördlich
bezeichnet die mit alten Trümmern bedeckte Höhe des Cap
Rhoeteion die Baustelle der Stadt Rhoeteion, die vielfach von
den alten Schriftstellern erwähnt wird2 und noch zu Plinius'
Zeit bestand. Auf einem niedrigen Ausläufer dieses Vorgebirges
steht der spätere, erst vom Kaiser Hadrian3 errichtete Tumulus
1 Strabo, XIII, 601.
2 Herodot, VII, 43; Skylax, S. 35; Stephan Byzant., S. 577; Mela,
18, 5; Pliuius, H. N, V, 33; Tkukydides, IV, 52; VIII, 101.
3 Vgl. mein „Ilios", S. 725—727.
5*
errichtet hatte. Dieser Tumulus ist an der Ostseite 25 m hoch
und hat nicht weniger als 130 m im Durehmesser.
Von diesem Tumulus überschaut man besser als von irgend
einem andern Punkte die Baustellen der alten Städte, womit
einst die Ebene von Troja geschmückt war. Vor sich in nord-
nordöstlicher Richtung sieht man die jetzt ganz unbewohnte
Baustelle von Ilion, welches, nach seiner Ausdehnung und der
Grösse seines Theaters zu urtheilen, wenigstens 70000 Einwohner
gehabt haben muss, und dem der durch die Trümmer von sechs
vorhergehenden Städten künstlich erhöhte Hügel Hissarlik als
Akropolis und als geheiligter Bezirk für seine Tempel diente.
Fast in gleicher Richtung mit Hissarlik, in der Ebene des
Simoeis, ist auf dem hohen Ufer des Hellesponts die oben-
erwähnte Baustelle von Ophryneion. Etwas mehr nördlich da-
von, in der Mitte der grossen Ebene, bezeichnet das kleine, aus
wenigen elenden Hütten bestehende, nur während der Erntezeit
bewohnte, sonst aber wegen seiner ungesunden Lage ganz un-
bewohnbare Dorf Kum-Kioi die Baustelle einer andern alten
Stadt, welche ich für identisch halte mit der von Strabo x er-
wähnten Stadt Polion, die später Polisma genannt wurde; einen
Theil der Stadtmauer sowie einige Granitsäulen sieht man
zwischen den Hütten und ist die ganze Stelle mit hellenischen
Topfscherben bedeckt. In derselben Richtung weiter nördlich
bezeichnet die mit alten Trümmern bedeckte Höhe des Cap
Rhoeteion die Baustelle der Stadt Rhoeteion, die vielfach von
den alten Schriftstellern erwähnt wird2 und noch zu Plinius'
Zeit bestand. Auf einem niedrigen Ausläufer dieses Vorgebirges
steht der spätere, erst vom Kaiser Hadrian3 errichtete Tumulus
1 Strabo, XIII, 601.
2 Herodot, VII, 43; Skylax, S. 35; Stephan Byzant., S. 577; Mela,
18, 5; Pliuius, H. N, V, 33; Tkukydides, IV, 52; VIII, 101.
3 Vgl. mein „Ilios", S. 725—727.
5*