Schliemann als Schiffsjunge. 11
zu ;— ich warf Blut aus und war nicht mehr im Stande, meine
Arbeit zu verrichten. In meiner Verzweiflung ging ich zu Fuss
nach Hamburg, wo es mir auch gelang, eine Anstellung mit
einem jährlichen Gehalt von 180 Mark zu erhalten. Da ich aber
wegen meines Blutspeiens und der heftigen Brustschmerzen keine
schwere Arbeit thun konnte, fanden mich meine Principale bald
nutzlos, und so verlor ich jede Stellung wieder, wenn ich sie kaum
acht Tage innegehabt hatte. Ich sah wol ein, dass ich einen
derartigen Dienst nicht mehr versehen konnte, und von der Noth
gezwungen, mir durch irgendwelche, wenn auch die niedrigste .-.
Arbeit mein tägliches Brot zu verdienen, versuchte ich es, eine <JO^ —,
Stelle an Bord eines Schiffes zu erhalten; auf die Empfehlung
des gutherzigen Schiffsmaklers J. F. Wendt hin, der mit meiner
verstorbenen Mutter aufgewachsen war, glückte es mir, als
Kajütenjunge an Bord der kleinen Brigg «Dorothea» angenommen
zu werden; das Schiff war nach La Guayra in Venezuela be-
stimmt.
Ich war immer schon arm gewesen, aber doch noch nie so
gänzlich mittellos wie gerade zu jener Zeit: musste ich doch
meinen einzigen Kock verkaufen, um mir eine wollene Decke an-
schaffen zu können! Am 28. November 1841 verliessen wir Ham-
burg mit gutem Winde; nach wenigen Stunden jedoch schlug
derselbe um, und wir mussten drei volle Tage in der Elbe un-
weit Blankenese liegen bleiben. Erst am 1. December trat wieder
günstiger Wind ein: wir passirten Cuxhaven und kamen in die
offene See, waren aber kaum auf der Höhe von Helgoland an-
gelangt, als der Wind wieder nach Westen umsprang und bis zum
12. December fortdauernd westlich blieb. Wir lavirten unauf-
hörlich, kamen aber wenig oder gar nicht vorwärts, bis wir in
der Nacht vom 11. zum 12. December bei einem furchtbaren
Sturme auf der Höhe der Insel Texel an der Bank, die den Namen
«de Eilandsche Grond» führt, Schiffbruch litten. Nach zahllosen
Gefahren und nachdem wir neun Stunden lang in einem sehr
kleinen offenen Boote von der Wulh des Windes und der Wellen
umhergetrieben waren, wurde unsere ganze aus neun Personen
bestehende Mannschaft doch schliesslich gerettet. Mit grösstem
«<■
zu ;— ich warf Blut aus und war nicht mehr im Stande, meine
Arbeit zu verrichten. In meiner Verzweiflung ging ich zu Fuss
nach Hamburg, wo es mir auch gelang, eine Anstellung mit
einem jährlichen Gehalt von 180 Mark zu erhalten. Da ich aber
wegen meines Blutspeiens und der heftigen Brustschmerzen keine
schwere Arbeit thun konnte, fanden mich meine Principale bald
nutzlos, und so verlor ich jede Stellung wieder, wenn ich sie kaum
acht Tage innegehabt hatte. Ich sah wol ein, dass ich einen
derartigen Dienst nicht mehr versehen konnte, und von der Noth
gezwungen, mir durch irgendwelche, wenn auch die niedrigste .-.
Arbeit mein tägliches Brot zu verdienen, versuchte ich es, eine <JO^ —,
Stelle an Bord eines Schiffes zu erhalten; auf die Empfehlung
des gutherzigen Schiffsmaklers J. F. Wendt hin, der mit meiner
verstorbenen Mutter aufgewachsen war, glückte es mir, als
Kajütenjunge an Bord der kleinen Brigg «Dorothea» angenommen
zu werden; das Schiff war nach La Guayra in Venezuela be-
stimmt.
Ich war immer schon arm gewesen, aber doch noch nie so
gänzlich mittellos wie gerade zu jener Zeit: musste ich doch
meinen einzigen Kock verkaufen, um mir eine wollene Decke an-
schaffen zu können! Am 28. November 1841 verliessen wir Ham-
burg mit gutem Winde; nach wenigen Stunden jedoch schlug
derselbe um, und wir mussten drei volle Tage in der Elbe un-
weit Blankenese liegen bleiben. Erst am 1. December trat wieder
günstiger Wind ein: wir passirten Cuxhaven und kamen in die
offene See, waren aber kaum auf der Höhe von Helgoland an-
gelangt, als der Wind wieder nach Westen umsprang und bis zum
12. December fortdauernd westlich blieb. Wir lavirten unauf-
hörlich, kamen aber wenig oder gar nicht vorwärts, bis wir in
der Nacht vom 11. zum 12. December bei einem furchtbaren
Sturme auf der Höhe der Insel Texel an der Bank, die den Namen
«de Eilandsche Grond» führt, Schiffbruch litten. Nach zahllosen
Gefahren und nachdem wir neun Stunden lang in einem sehr
kleinen offenen Boote von der Wulh des Windes und der Wellen
umhergetrieben waren, wurde unsere ganze aus neun Personen
bestehende Mannschaft doch schliesslich gerettet. Mit grösstem
«<■