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Entdeckung der Burgmauer. 47

weiterhin zum Palaste des Herrschers führen musste. Die 100
Arbeiter, welche nun Schliemann an diesem Punkte Tersammelte,
um den Weg dazu zu bahnen, gruben durch Massen von ver-
brannter Thonerde — dass sie die Luftziegel vom Oberbau der
Burgmauer und des Thores waren, sollte sich später herausstellen
— und dadurch wurde der Beweis erbracht, dass diese feste
Burg einst in einer grossen Feuersbrunst zu Grunde gegangen
war. Das also war das zerstörte Troja! Hier auf diesem Thore
hatte den trojanischen Greisen die Schönste der Frauen, um
deren Besitz der zehnjährige Kampf tobte, die Heldengestalten
ihrer gottentstammten Feinde gewiesen, hier war das Skäische
Thor! Alle aufgewandte Ausdauer, alle ertragene Mühe hatte
gelohnt, die Begeisterung für die alte Sage, die durch ihn Wirk-
lichkeit zu werden schien, triumphirte in der Brust des Ent-
deckers. „Möge dies heilige, erhabene Denkmal von Griechenlands
Heldenruhm", so schrieb er damals, „fortan auf ewige Zeiten die
Blicke der durch den Hellespont Fahrenden fesseln, möge es ein
Wallfahrtsort werden für die wissbegierige Jugend aller künftigen
Generationen und sie begeistern für die Wissenschaft, besonders
für die herrliche griechische Sprache und Literatur." „Möge
es", fuhr er fort, „die Veranlassung werden zur baldigen voll-
ständigen Aufdeckung von Trojas Bingmauern, die nothwendiger-
weise mit diesem Thurme, höchst wahrscheinlich auch mit der
auf der Nordseite von mir blossgelegten Mauer in Verbindung
stehen müssen und deren Aufdeckung jetzt sehr leicht ist."

Ihn selbst trieb es vorerst, das Innere der Burg kennen zu
lernen, in welcher allenthalben die Spuren des Brandes begeg-
neten. Als nun nicht weit von dem Thore die dürftigen Mauern
eines Hauses zum Vorschein kamen, welches aus mehrern, doch
nicht eben grossen Gemächern bestand, so führte ihn die Lage
zu dem Thore darauf, dass dieses Gebäude das Haus des Priamos
selbst sein müsse. Erst in spätem Jahren zeigte es sich, dass
das Haus schon über den Trümmern der zweiten, der verbrannten
Stadt angelegt war und dass die Paläste der Pergamos ein weit
stattlicheres Aussehen hatten. Zunächst sollte noch ein neuer
unerwarteter Fund in der Nähe dieses Gebäudes jene Annahme
 
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