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64 V. Troja. Zweite und dritte Ausgrabung. 1878—1883.

Eäuber, damals eine Plage der Troas, beschützten, sondern auch
bei den Ausgrabungen ein wachsames Auge auf meine Arbeiter
hatten und diese dadurch zur Ehrlichkeit zwangen."

Die Arbeiten galten vornehmlich der weitern Aufdeckung
des Gebäudes, welches 1873 oberhalb der grossen Eampe und
dem Südwestthore aufgefunden war, und welches Schliemann
wegen des nahe dabei entdeckten grossen Schatzes für den Palast
des Priamos selbst hielt, trotz der ärmlichen Beschränktheit seiner
Räume. Einige kleinere Funde an Goldschmuck bestätigten ihm
zunächst seine Ansicht, wenn er auch, stutzig gemacht durch den
Einspruch, den er von der gelehrten und der spottlustigen Welt
erfahren hatte, von jetzt ab vorsichtiger den Bau „das Haus
des letzten Königs oder Oberhauptes von Troja" nannte.

Der hereinbrechende Winter machte EndeNovember dieEinstel-
lung der Arbeit nöthig. Schliemann begab sich auf einige Monate
nach Europa. Schon Ende Februar aber kehrt er zurück; weder
Kälte noch Dunkelheit hindern ihn, tagtäglich unter dem Schutze
seiner Gensdarmen nach der eine Stunde entfernten Küste so früh
zum Seebade zu reiten, dass er noch vor Sonnenaufgang zum Be-
ginn des Tagewerkes in Hissarlik zurück ist. Mit 150 Arbeitern
hatten die Grabungen einen raschen Fortgang. Um auch andere
Augen seine Entdeckungen prüfen zu lassen, hatte Schliemann
schon von Mykenae aus an einige Gelehrte, namentlich an Ru-
dolf Virchow in Berlin, Einladungen zum Besuche seiner Aus-
grabungen ergehen lassen. Damals war seine Bemühung frucht-
los gewesen. Jetzt aber hatte er die aufrichtige Freude und
Genugthuung, dass der beste deutsche Kenner vorgeschichtlicher
Fundstätten an seinen Arbeiten ein warmes Interesse nahm und
gemeinsam mit Emile Burnouf aus Paris sein Gast und Ge-
nosse des Werkes in Troja wurde. Der alte Satz, dass vier
Augen mehr sehen als zwei, bewährte sich hier vortrefflich. Die
Arbeit gewann an Umfang und Bedeutung durch die neuen Ge-
sichtspunkte, welche die beiden Gelehrten mitbrachten: sie unter-
suchten die geologische Beschaffenheit der troischen Ebene und
widerlegten den Einwand des Demetrios von Skepsis, des ältesten
Zweiflers an der Lage von Troja, dass die troische Ebene, welche
 
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