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Kaisergewänder und konnten so diese als weit jüngere Erzeugnisse
feststellen. In staufischer Zeit war von einem karolingischen Ursprung
noch keineswegs die Rede, man stand den Dingen noch viel zu nahe,
und ein großer Teil des heutigen Bestandes ist ja direkt oder indirekt,
durch die normannische Erbschaft, staufischen Ursprungs. Darum ist
auch in dem ältesten Inventar von Trifels von diesen Legenden keine
Rede; Konrad IV. übernimmt damals (1246) den Schatz seiner Ahnen
Friedrich II. und Heinrich VI., die wohl als die eigentlichen Begrün?
der anzusehen sind. Die karolinische Legende setzt erst in der luxem?
burgischen Zeit ein; schon in dem Übergabsinventar von 1350 er*
scheint sie völlig ausgebildet, noch mehr erweitert in den Sigismunde
sehen Urkunden von 1424, und die Annahme ist wohl nicht unzu?
treffend, daß sich aus Gründen, die oben berührt worden sind, hier
der persönliche Einfluß Karls IV. geltend gemacht hat, der schon
vorhandene Ansätze in dieser Richtung, seiner Geistesart gemäß, auf
das kräftigste gefördert und durch seine Autorität zu jahrhundert?
langer Geltung gebracht hat. Noch Dürer und seine Zeit standen
ja, wie wir sahen, vollständig unter dem Einflüsse dieser Legende,
und diese lebte noch im Frankfurt der Jugendtage Goethes unge?
schwächt weiter.

1. Frühes Mittelalter

Die karolingisch*ottonische Gruppe

Tatsächlich sind aber Stücke karolingischer Provenienz heute noch
im Kronschatz zu finden; sie entstammen freilich, mit einer merk?
würdigen Ausnahme, nicht den Nürnberger Kleinodien, vielmehr sind
es jene Stücke, die erst in Wien mit den alten Krönungsinsignien
vereinigt worden sind, neben und mit denen sie freilich immer ihre
wesentliche Rolle im Kaiserzeremoniell gespielt haben: die drei Re?
liquien aus Karls Aachener Pfalz. Auch von ihnen läßt sich nur ein
Stück in eine gewisse Beziehung zu dem großen Kaiser, mindestens
in seine zeitliche Nähe selbst bringen; mit ihm wollen wir daher
unsere Überschau beginnen.

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