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und Jahr der Entstehung: sie sind 1518 von den Losungern und ober*
sten Hauptleuten Antoni Tucher, Hieronymus Ebner und Merten
Geuder bestellt worden, als Tribut der freien Reichsstadt an den
Schatz, der ihr zur Aufbewahrung anvertraut war. Die Nürnberger
Ratserlässe geben uns Kunde, wer der ausführende Künstler war: es
ist Hans Krug der Jüngere, der dafür 299 Goldgulden erhielt; er
ist uns auch sonst als vielbeschäftigter Nürnberger Stempelschneider
und Medailleur bekannt. Zu diesen Reliquiarien gehören zwei schöne
Futterale in gepreßtem Leder, mit der gleichen Jahreszahl signiert und
sicher ebenfalls in Nürnberg gemacht.

Die Behälter der übrigen Reichskleinodien sind ebenfalls größten?
teils erhalten, und zwar für die Krone, den Reichsapfel, das Reichs?
kreuz, für das Postament desselben, für das Reichsschwert, die Kreuz?
Partikel (Taf. XL—XLII), endlich eine Truhe für die übrigen Reichs?
reliquien. Einer davon, das Futteral des Reichskreuzes, trägt die Jahres?
zahl 1491 (1497? die letzte Ziffer ist nicht klar). Sie geben sich als
hervorragende Arbeiten des deutschen Lederschnitts um die Wende
des XV. Jahrhunderts zu erkennen und sind wohl sämtlich in Nürn?
berg selbst entstanden. Von dem Buchdeckel des Reichsevangeliars,
einer Aachener Arbeit des XV. Jahrhunderts, war schon früher die Rede.

Es wurde wiederholt erwähnt, daß die seit 1796 verlorenen Stücke
des Kronschatzes uns wenigstens noch in den auf Ebners Veranlas?
sung von Delsenbach gefertigten und im ganzen merkwürdig stil?
getreuen Stichen überliefert sind. Zu den interessantesten Stücken
darunter zählen die kupfernen Armspangen mit Darstellungen der Ge?
burt und Darstellung Christi in Grubenschmelz, soweit die Abbildung
ein Urteil erlaubt, Arbeiten im Stil des XII. Jahrhunderts, die Bock
als niederrheinisch ansehen wollte (Fig. 13). Auch das Humerale, das
in Stickerei den Kopf des Erlösers zeigte, war ein wertvolles Stück,
dessen Verlust sehr zu bedauern ist. Es ist im Inventar von 1423 noch
nicht erwähnt und, soweit man urteilen darf, wirklich erst eine Arbeit
der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts gewesen. Es bringt übrigens
als Schultertuch der Bischöfe und Priester zu dem charakteristischen
geistlichen Charakter des Kaiserornats ein neues Moment hinzu (Fig. 13).

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