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Schmarsow, August
Beiträge zur Ästhetik der Bildenden Künste (Band 2): Barock und Rokoko: eine kritische Auseinandersetzung über das Malerische in der Architektur — Leipzig, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.15253#0084
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Michelangelo

digem Zusammenhang mit dem Bau des Giuliano
da Sangallo und Cronaca an Sto. Spirito aufzufassen.
„Es ist nicht blofs die reinere und vollständigere
Handhabung einer untern und einer obern Pilaster-
ordnung, was hier den Fortschritt des 16. Jahrhunderts
im Verhältnis zum 1 5. klar macht, sondern vor Allem
ein höheres Gefühl der Verhältnisse," also das, was
Burckhardt „Organisation" nennt, — ein Vorzug,
der wieder aus dem innersten Verständnis des pla-
stischen Prinzips hervorgewachsen ist, und den Bild-
ner weit über alle vom Zimmermann zum Baumeister
gewordenen Vorgänger und Zeitgenossen hinaushebt.

In der weitern Durchgliederung der Innenwände
waltet dann freilich die Rücksicht des selben Künstlers
auf seine eigenen plastischen Gestalten, und es ist
unläugbar, dass hier eine planmäfsige Zerkleinerung
stattgefunden hat, die jetzt nach Beseitigung der
oberen von Giovanni da Udine in Stuckrelief und
Malerei ausgeführten Dekoration erst recht unvermittelt,
wie ein willkürliches, aus lauter Stückwerk zusammen-
geschobenes Schachtelsystem erscheint, nur be-
rechnet , die Grössenwirkung der Figuren noch zu
zu steigern. So gehört diese bauliche Dekoration
der Cappella Medici in eine Kategorie mit der ge-
malten Architektur an der Decke der Sixtina und
mit der marmornen Bekleidung des Juliusgrabmals,
wie Michelangelo sie in unverkennbarer Verwandt-
schaft mit einander gedacht.

Die Wandgliederung der Laurenziana reiht sich
in chronologischer Folge dann ebenso natürlich an,
wie in stilistischem Fortschritt von der Hochrenaissance
 
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