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Ml] Alexandrinische Toreutik. 381
Robert von Schneider in den Jahrbüchern der kunsthistorischen Samm-
lungen des allerhöchsten Kaiserhauses II p. 44 bildlich mitgetheilte,
aus Unteraegypten stammende Bronzehenkel zeigt in der Ansatzbildung
ein dem der »Schnabelgriffe« verwandt scheinendes Motiv, aber so
abgeschwächt, dass eine Analyse der zu Grunde liegenden Form
wenigstens nach der Abbildung unmöglich ist. [Vgl. jedoch S. 437 ff]
Indess kann es nicht auffallen, dass gerade in diesem Lande die
Fundstatistik versagt, ist doch das Plündern der Ruinenstätten und
der Nekropolen nirgends in so barbarischer Weise, der heimliche
Antikenexport nirgends so andauernd und erfolgreich betrieben wor-
den, wie hier, in Aegypten. Von der Zerstörungswuth und Gewinn-
sucht der nach Gold suchenden Araber erzählen schon ältere Reise-
beschreibungen. In unserem Jahrhundert ist bis in allerneueste Zeit
die Hauptmasse der aus dem Nillande stammenden, griechisch-
römischen Fundobjekte äusser Landes geschafft und in Neapel, Athen
oder Smyrna auf den Markt gebracht worden, weil sie dort bei dem
allgemeinen Mangel an Interesse für griechisch-aegyptische Kunst-
produkte durch Verschweigung der wahren Provenienz einen höheren
Werth erlangten. In Aegypten selbst fehlte es von jeher und fehlt
es noch jetzt an wissenschaftlichen Organen zur Berichterstattung über
neue Funde und zur Beobachtung von Ausgrabungen, zumal solchen,
deren Resultate nicht in den Bereich der altaegyptischen Kultur fallen.
Aus diesen Thatsachen erklärt sich die — dem Nichtunterrichteten
noch grösser, als sie wirklich ist, erscheinende — Dürftigkeit des
Materials zur Rekonstruktion der Geschichte alexandrinischer Kunst,
insbesondere der alexandrinischen Toreutik.
So wenig also nach dieser Seite aus einer Lücke der Fund-
berichte bindende Schlüsse gezogen werden dürfen, so wenig Werth
ist den Angaben über die Herkunft der erhaltenen Gefässe im All-
gemeinen beizulegen.
Allerdings liegen reichliche Zeugnisse dafür vor, dass die Formen
und Einzelmotive unserer Gefässgruppe in der Provinz — oft an
weit von den Centren künstlerischer Thätigkeit abliegenden Orten —
in mannigfachen Abschwächungen von Handwerksmeistern nachge-
ahmt worden sind. Derartige Nachbildungen sind in der Regel im
bescheidensten Material, in Thon, ausgeführt, auch wohl in Glas,
seltener in Marmor. Die Anlehnung an Vorbilder unserer Denk-
 
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