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470

Theodor Schreiber,

Γ200

VIII. Kapitel.
Das berliner Stuckmodell.
Den bisher betrachteten Schöpfungen alexandrinischer Toreutik
ist noch ein Werk anzureihen, welches zwar nur im Modell erhalten
ist, als solches aber für die Beurtheilung der Technik einen beson-
deren Werth hat und ein noch grösseres Interesse durch seinen
Reliefschmuck erregt. Ich meine das im Nildelta gefundene Stuck-
modell eines Bechers, abgebildet auf Taf. V, A. B., jetzt im Aegyp-
tischen Museum zu Berlin. Nach freundlicher Mittheilung des Herrn
Prof. Erman wurde es im Jahre 1887 von dem jetzigen Dragoman
bei dem kaiserl. deutschen Konsulat in Sansibar, Herrn Dr. Karl
Reinhardt, in Benha, dem allen Athribis, für eine unbedeutende
Summe erworben, ist also aller Wahrscheinlichkeit nach in den
Ruinen dieser Stadt oder in der Umgegend gefunden worden. Es
ist ein massiver Stuckblock von der Gestalt eines nach oben zu sich
mässig erweiternden Kelches. Der Durchmesser beträgt oben etwa
9, unten 8, die Höhe 11 cm. Der obere Rand ist grösstentheils sehr
stark bestossen, auch die Seitenflächen sind mehr oder weniger be-
schädigt, namentlich haben die feineren Züge des Reliefs durch
Feuchtigkeit oder Abreibung wesentlich gelitten. Die in stark ab-
wechselnder Erhebung, in flachstem bis zu Dreiviertelrelief heraus-
gearbeiteten Figuren ziehen sich in geschlossener Reihe und ohne
deutliche Abschnitte um die Seitenwände herum. Auch die im Hinter-
gründe sich ausbreitende architektonische Scenerie ist nicht zur rhyth-
mischen Gliederung der Darstellung verwendet. Doch lässt sich
daraus, dass sie sich an einer Stelle zusammendrängt, dass hier sich
eine durch Bekleidung, Grösse und Umgebung ausgezeichnete Figur
befindet, und dass dieser Figur die Richtung der übrigen zugewendet
ist, der Mittelpunkt des geschilderten Vorganges erkennen. Dieser
selbst überrascht durch eine Menge fremdartiger, zum Theil noch
nicht oder nicht sicher zu deutender Einzelheiten, während Stil-
und Reliefbehandlung rein griechisch sind. Der Ideenbereich, in
 
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