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Schreiber, Heinrich
Die Bibliothek der ehemaligen Mainzer Kartause: die Handschriften und ihre Geschichte — Leipzig: Otto Harrassowitz, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.56930#0033
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mittelalterlichen Bibliothek zu sprechen. Mit höchstens einigen Dutzend
Bänden wurde der Umzug bewerkstelligt, zu dem die Mönche nach kaum
15 Jahren seit Gründung des Klosters veranlaßt waren.
1308 scheint das eigentliche Gründungsjahr der Kartause zu sein.1 Erz-
bischof Peter von Aspelt, seit 1306 Inhaber des Mainzer Stuhles, gewann2
im Jahre 1308 einen Rechtsstreit gegen die Brüder von Kindshausen um
das Schloß Scharfenstein bei Kidrich im Rheingau und das Schloß wie das
zugehörige Tal Neuhaus (Nova domus) wurde ihm zugesprochen.3 In diesem
Tal baute er von 1308—1320 ein Kloster der Kartäuser, deren Orden er
in Frankreich kennen und schätzen gelernt hatte. Deutschland besaß damals
erst ganz wenige Häuser dieses Ordens;4 erst das 14. Jahrhundert brachte
zahlreiche Gründungen. Der Stiftungsbrief5 trägt das Datum des 21. Mai
1320.6 Die späte Ausfertigung (im Jahr der Fertigstellung des Baues)
berechtigt nicht die Urkunde zu verdächtigen.7 Doch bleibt gerade
aus der frühesten Geschichte der Mainzer Kartause für die historische
Forschung noch manche Frage offen. Zweifellos war das in dem aus
Neuhaus in Peterstal (Vallis s. Petri) umgetauften Tal8 neu errichtete
Kloster einige Jahre der Wohnsitz von Kartäusermöchen.9 Die aus
Oberdeutschland, nach Kraemers Bericht aus den Kartausen Seitz10 und

1 S. bes. Joannis, De origine etc. Rer. Mog. 2 S. 831. Für 1308 gibt er Trithemius
(Chron. Hirsaug.), Bruschius u. a. als Quellen, für 1312 die „Fasti domestici“. / 2 Schunk,
Breviarium S. iff. Kraemer f. 1. 4r. Joannis 1. c. Le Couteulx, Annales ord. Cart. 5
S. 134. Latomus, Catalogus bei Mencken, Scriptores 3 S. 526. / 3 Die Beilegung des
Streites in einer Urkunde derer von Kindshausen vom 12. Mai 1312. Norbert S. 378. /
4 Auf den Irrtum Kraemers betr. die Gründung der Basler Kartause durch Peter 1295
ist oben schon hingewiesen worden. / 5 Kopiar 1 f. if. unter der Signatur t XXII, auch
bei Joannis 2 S. 831!. / 6 Sicher ist, daß die Mönche sich schon 1312 im Besitze der
Güter befanden, der 1320 bestätigt wurde. Le Couteulx, Annal. 5 S. 134. / 7 Das tut
Kraemer f. ir, unter Hinweis auf das Fehlen der Genehmigung des Domkapitels. / 8 ... et
ut dictus locus iuxta nostram solemnem intitulationem vallis sancti Petri ut prediximus
appelletur ... in der Stiftungsurkunde. Die Darstellung bei Latomus 1. c. sagt irre-
führend schon bei der ersten Gründung: in honorem s. Michaelis, j 9 Vgl. auch noch
Fr. Jos. Bodmann, Rheingauische Altertümer 1 S. 22off. — Eine Karte des Rheiugaus
von 1575, „Abriß oder Abkonterfeiung ...“ im Staatsarchiv Wiesbaden, Annalen des Ver.
f. nass. Altertumsk. u. Gesch. Bd. 17 (1882) S. 34 und Tafel 1, zeigt vor dem Dorfe
Heidenhaim, gegenüber Hattenhaim und Erpach eine „Kartäuser-Auw“. / 10 In Steiermark.
Aubertus MlRAEUS, Origines Cartusianorum monasteriorum per orbem Universum. Köln
1609 S. 38 (Prov. Alem. super. 1, Vallis s. Johannis in Seitz apud Ciliam, Slavoniae
oppidum . . .). — Seitz ist die erste Kartause der drei deutschen Provinzen, um 1160
von Markgraf Ottokar gegründet. Die Gründungszeit steht nicht ganz fest. Le Couteulx,
Annal. 2 S. 213 ad annum 1160. Vgl. auch das Chronicou Austriacum des Thomas
Ebendorfff.r de Haselbach bei H. Pez, Scriptores rerum Austriacarum 2. Leipzig 1723
 
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