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Schreiber, Heinrich
Die Bibliothek der ehemaligen Mainzer Kartause: die Handschriften und ihre Geschichte — Leipzig: Otto Harrassowitz, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.56930#0034
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r6

Freidnitz1 berufen worden waren. Aus Seitz stammte auch, wie Kraemer
mit Grund schließt, der erste Rektor des neuen Klosters, Johannes Polonus.
Nach Schunk kam auch der dritte Prior, Emmerich, aus Seitz. Aus den
erwähnten österreichischen Kartausen sind Bibliothekskataloge bisher nicht
veröffentlicht; es ist sehr unwahrscheinlich, daß überhaupt schon ein Katalog
vorhanden war, als die Neugründung besiedelt wurde; und selbst wenn sich
ein solcher finden ließe, so wären doch seine Angaben wahrscheinlich nicht
genau genug, um daraus Bände feststellen zu können, die 1308 nach Mainz
wanderten. Für die Frühzeit der Bibliothek sind wir auf Vermutungen an-
gewiesen, die sich auf unsere Kenntnis von den Grundlagen jeder mittel-
alterlichen Bibliothek und auf die erhaltenen Handschriften stützen, deren
Entstehungszeit vor das 14. Jahrhundert fällt und für die nicht anderweitige
spätere Erwerbung erwiesen ist. Auch über die Aufstellung der Hand-
schriften, welche den Anfang zur Bibliothek bildeten, ist nichts überliefert.
Ist doch nicht einmal sicher, ob das neue Kloster eine Kirche erhalten
hatte, ehe seine Insassen wieder auszogen. Die dem Gottesdienst dienenden
Bücher wurden naturgemäß in den dem Gottesdienst geweihten Räumen
aufbewahrt, die zur Tischlesung bestimmten im Refektorium, kurz es fehlte
an einer einheitlichen Zusammenfassung der an den Plätzen ihres Gebrauchs
aufbewahrten Handschriften. Die Zahl der Bände w* S. * 7 * * * *ar nicht so groß, daß
nicht jeder der Insassen über jede Handschrift Bescheid wußte. Zudem
konnte in den ersten Jahren die Hauptquelle der Vermehrung noch nicht

Sp. 718. Cyprian Reichenlechner, Der Karthäuserorden in Deutschland, Würzburg 1885
S. 75» gibt für die Gründung das Jahr 1165. Reichenlechner verschweigt außer dem
vorweg genannten „Werk über den hl. Bruno und seine Söhne von dem Karthäuser Tappers“
(= P. Tappert, Der hl. Bruno, Luxemburg 1872) seine Quellen und gibt in seiner mehr
auf erbauliche Wirkung als auf historische Wahrheit gerichteten Darstellung zahlreiche
Beweise von Gewissenlosigkeit in der Verbreitung historischer Nachrichten. Die Mainzer
Kartause, eine der ersten Gründungen des 14. Jahrh. und sicher keines der weniger be-
kannten Häuser (in zahlreichen Fällen wird es als eines der schönsten und bedeutendsten
bezeichnet, auch vor dem Aufschwung um die Wende des 17. Jahrh. — Latomus 1. c.
bedauert, daß es nach dem Brand von 1552 den alten Glanz nicht mehr erreicht habe)
wird kaum erwähnt. Nach Reichenlechner S. 76 wäre der Seitzer Professe Riffer
nicht nur einer der Hauptsammler der alten Satzung des Ordens, sondern auch der Gründer
der Kärtner Kartause Frenitz (1260). Vgl. die folgende Anm. Die Seitzer Kartause
spielte zur Zeit der Ordensspaltung im großen Schisma eine bedeutende Rolle als Sitz
des Ordensgenerals der Partei Urbans VI. Der Mainzer Prior Johann von Eptemach
hatte in Seitz Profeß getan. Le Vasseur, Ephemerides ord. Cart. 1 S. 226a. / 1 Freidnitz
oder Frenitz. Aub. Miraeus, Orig. S..38 (Prov. Alem. sup. 3, Vallis iocosa in Carniola ...
putatur fundata circa annum 1300.) Le Couteulx 4 S. 179, als ca< I255 gegr- 4 S. 182.
Le Vasseur 5 S. 25513. Über zahlreiche Beziehungen zwischen Seitz und Freidnitz (Seitzer
Professen als Prioren in Freidnitz) s. Le Vasseur 3 S. 12. 173 u. a.
 
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