Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
RUDOLF BLUMNER

79

deutender Regisseur bei Reinhardt gewesen, zudem einer
der besten Schauspieler Reinhardts. Dem Theaterbetrieb
war er menschlich und künstlerisch entfremdet wie ich.
Er hatte die Kunstwende des Expressionismus erkannt
wie ich, war entschlossen wie ich, zugleich Praktiker und
Theoretiker des Expressionismus zu sein. In ihm war die
neue künstlerische Ordnung lebendig, die soeben erst in
mir erwacht war. Aber er sah mich von Anfang an nicht
als einen an, der von ihm zu lernen habe, sondern als
einen, der neben ihm und mit ihm die neuen Erkennt-
nisse erarbeiten und aus ihnen gestalten würde. Völlig
neidlos, immer hilfsbereit sah er meinen raschen Aufstieg
im Reich des Expressionismus. Er hatte nur den einen
Ehrgeiz: zu erkennen, zu schaffen und alles, was er tat,
in der lautersten Gesinnung voller Ehrlichkeit kompro-
mißlos zu tun. Dadurch wurde sein äußeres Leben sehr
schwer, aber sein eigenes künstlerisches Werk von einer
einmaligen Größe.
Rudolf Blümners Werk war die Schöpfung der expres-
sionistischen Vortragskunst. Er — nur er allein — hat un-
seren Wortkunstwerken die Tongestalt gegeben, die
ihnen entsprach und die so selbständig war, daß sie unser
Wortkunstwerk auslöschte und dann wieder aufflammen
ließ in dem Sprachtonwerk seiner Vortragskunst, für die
es keinen Namen gibt, die ein so aus der Wende der Zeit
aufbrechendes Kunstwerk war wie die Bilder eines
Franz Marc oder die Gedichte eines August Stramm. An
August Stramms Werken hat sich Rudolf Blümners
 
Annotationen