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WILLIAM WAUER

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Dritten Reiches davon überzeugen zu können, daß die
abstrakte Kunst hz'e Kunst des Dritten Reiches sein müsse
und sei. Um nun zu zeigen, daß er wirklich etwas könne
und gelernt habe, malte er große Bilder im Stil der natio-
nalsozialistischen Wochenschau, »schreckliche Schinken«,
für einen sturmerprobten Mann völlig unverdauliche
»Leinwand in Ol«. Daneben malte er seine »abstrakten«
Bilder weiter, und endlich verfaßte er eine umfangreiche
Denkschrift an die Reichskulturkammer, in der er mit
ausgezeichneten Sätzen die Theorie der abstrakten Kunst
darlegte. Diese Denkschrift, die ich las, ist ein echtes Do-
kument im Spiel der Kunst. Der Erfolg dieses Bekehrungs-
versuches trat bald ein. Es wurde William Wauer die
künstlerische Tätigkeit als »entartet« verboten. Es folgte
1941 die Maßregelung durch die Gestapo, Beschlagnahme
der Werke und Schriften, Arbeitsverbot und laufende
Kontrolle.
Das ist nun auch schon ein halbes Menschenalter her.
Heute lebt William Wauer, bald 90 Jahre alt, in unge-
brochener Schaffenskraft in Berlin. Schon lang hat die
Stadt Berlin dem Altmeister der Abstrakten einen Ehren-
sold ausgesetzt.
 
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