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DAS MENSCHENHAUS?

nur einen führenden Künstler des Expressionismus, son-
dern auch einen schöpferischen Pädagogen höchsten
Ranges zu haben. Die »Vorlehre«, die er als Grundlage
der Bauhauspädagogik einrichtete, zielte in lebendiger
Weise auf die harmonische Entwicklung der handwerk-
lichen und künstlerischen Möglichkeiten der Schüler $
die Wirkung und der Erfolg waren, wie stets im »Lehren«,
völlig abhängig von der Persönlichkeit des Lehrers und
an ihn gebunden. In die Vorlehre und die Werkstätten
zog eine kleine, aber aufgeschlossene Schar junger Men-
schen als Schüler und Lehrlinge ein. Alles schien uns so
verheißungsvoll wie möglich, trotz der Schwere der Zeit
und der sogleich einsetzenden Angriffe gegen das Bau-
haus und jeden einzelnen von uns.
Walter Gropius war Architekt, d. h. Fürst der Künste —
Baumeister. Aus dem Baubüro eines der besten der äl-
teren Generation, Peter Behrens, war er hervorgegan-
gen und von dem berühmten Meister des Jugendstils
Henry van der Velde nach Weimar empfohlen worden.
Sein Bau der Faguswerke, einer Fabrik in Alfeld, hatte
manche Beachtung gefunden. Es ging Gropius aber nicht
nur um den Fabrikbau, sondern um das Menschenhaus
im eigentlichen Sinne. Er wußte, daß es die Aufgabe des
Baumeisters ist, für die jeweils neue Gemeinschaft einer
neuen Zeit das ihr gemäße Gehäuse zu bauen. Sowohl
die Gemeinschaft wie ihr Haus — beides war mit den
mißverständlichen und viel mißverstandenen Worten
»Kathedrale des Sozialismus« und »Wohnmaschine« ge-
 
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