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LYONEL FEININGER

141

Ja — Lyonei Feiningers Werk war bis zur Grenze des
Menschlich-Möglichen vorgedrungen, bis an die letzte
Schwelle, bis an das offene Tor. Dieses Werk war ge-
öffnet zur anderen Welt, offenes Gefäß, zerbrechend
schon vor dem Hauch, der von jenseits der Schwelle
heranweht —
Ich schwieg, und Lyonei Feininger schwieg.
Was noch zu sagen war, war nicht zu sagen.
Ich stand auf. Er blieb sitzen und sah mich an — oder be-
trachtete er durch mich sein Bild?
Er sagte noch: »Es ist gut.«
Er meinte nicht sein Bild, sondern alles, was zwischen
uns geschehen war und geschehen würde.
Es war gut und ist gut.
Als meine Frau und ich Weimar verließen, war unser
letzter Abend ein Zusammensein mit Lyonei Feininger,
mit ihm, seiner Frau und den drei Knaben.
Nach dreißig Jahren zu Weihnachten sandte mir Lyonei
Feininger eine seiner neuesten graphischen Arbeiten —
»Gelmeroda« — Erinnerung und Sehnsucht — auf dem
Wege zur Vollendung.
 
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