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176

DIE KUNSTFIGUR

»Und inzwischen? Ich kann keine Miniaturen malen wie
Klee, die sich in Mappen und Kästen häufen. Ich kann
keine mystischen Landschaften malen wie Feininger.
Ich will auch keine Glasmalerei, da sie den Raum auf-
hebt. Ich will den Raum, den von Wänden umgebenen
Raum, und im Raum das Bild als Funktion des Raumes.«
»Ja, das ist Ihre große Aufgabe. Gropius hat das erkannt.
Und deshalb hat er Sie zum Bau herangezogen. Aber es
erweist sich nun, schmerzlich für Gropius wie für Sie,
daß weder die künstlerische Entwicklung der neuen Bau-
kunst noch der neuen Malerei so weit vorangeschritteu
ist, daß schon eine Vereinigung möglich wäre. Das spricht
weder gegen Gropius noch gegen Sie. Im Gegenteil. Sie
beide haben erste entscheidende Schritte getan. Ein je-
der von seiner Seite. Es scheint mir, daß Sie beide noch
geraume Zeit allein weitergehen müssen zum gemein-
samen Ziel. Wahrscheinlich — und das ist mir sehr wich-
tig zu wissen — haben Sie, als Sie unter Ihrem Plafond in
Jena standen, bemerkt, daß Ihr Bild auf einen Raum von
ganz anderen Funktionen hinwies, als sie in dem Zu-
schauerraum verwirklicht waren und dort verwirklicht
werden konnten.«
»Da haben Sie recht«, warf Oskar Schlemmer ein. »Aber
Sie haben gewiß auch bemerkt, daß ich mit meiner
Deckenmalerei mich nicht auf den Zuschauerraum be-
zog, sondern auf den durch den Vorhang geschlossenen
Bühnenraum, und ich erhoffte, daß die Bühnengestalt
und die Gestalten auf der Bühne meinem Decken-
 
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