Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MARIA MARC

201

war ein richtiger Spaß, bis Maria Marc den Hut seitlich
etwas anhob und die Maus auf das Bett sprang.
Schließlich wurden die Mäuse aber auch Maria Marc zu
aufdringlich. Mausefallen wurden in diesem Haus nicht
aufgestellt. Auch die Schwestern Gliem, die Inhaberin-
nen der Pension, waren allzu tierlieb. Ein kleiner freund-
licher schwarzer Hund Lore von undefinierbarer Rasse
war durchaus mäusefreundlich. Eines Nachts rumorte
es so heftig um Maria Marc, daß sie aufwachte. Die
Mäuse schienen eine besondere Vorliebe für den Nacht-
tisch zu haben. Das »Nachttischkastl« war offengeblie-
ben. Dort schien sich eine Maus einrichten zu wollen.
Maria Marc schlug, ohne viel nachzudenken, den Nacht-
tischkasten zu und erschrak $ denn jetzt hatte sie eine
Maus gefangen. Gleich am Morgen, noch vor dem Früh-
stück, beratschlagten Maria Marc, meine Frau und ich,
was mit der gefangenen Maus geschehen solle. Wir be-
schlossen, sie in den Park zu bringen. Das war nicht so
leicht. Der altmodische Nachttisch war groß und unhand-
lich. Wir drei bugsierten ihn mit Mühe aus dem Zimmer
die Treppe hinunter, aus dem Haus, über den Platz an
der Ackerwand in den Goethepark. Dort öffnete Maria
Marc das »Eastl«, während meine Frau und ich den
Nachttisch schräg hielten, und die Maus entschlüpfte, so
rasch sie konnte. Wir meinten freilich, daß sie bei näch-
ster Gelegenheit, wenn der Frost käme, in das Haus der
Frau von Stein zurückkehren würde; wir hofften es
sogar.
 
Annotationen