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DIE MASCHINERIE DER WELT

einer geistigen Liebe standen, unter der wir jedesmal
dem anderen gern verziehen, was uns aus irgendeinem
Grunde nicht paßte. Da geschah es nun, daß mitMoholy-
Nagy eine neue, uns ganz fremde Welt in das Bauhaus
kam, die uns zu bedrohen schien. Andererseits mochte
aber auchMoholy-Nagy sich durch das Bauhaus ebenfalls
bedroht fühlen. Ich weiß, daß Gropius sich fast täglich
bemühte, einen Ausgleich zu schaffen. In Weimar miß-
lang es. Die maßgebenden Lehrlinge und Gesellen Wei-
mars lehnten Moholy-Nagy ab, nicht als Künstler, son-
dern als Menschen. Es ist furchtbar, das zu sagen. Aber
es zeigte sich wieder der Urgrund der Bauhausidee: nicht
die Formung der Kunst, sondern die Formung des Men-
schen ist das Ziel. Wie sich das Verhältnis später in
Dessau gestaltete, weiß ich nicht, da ich nicht mit nach
Dessau gegangen bin. Nur Frau Luzia Moholy wurde fast
allgemein vom Bauhaus ,angenommen', doch stets mit
einem gewissen ,behütenden Bedauern'.
Den Ausschlag für die uns allen schmerzliche Entwick-
lung gab wohl ein eigentlich lächerliches Ereignis bald
nach der Berufung von Moholy-Nagy.
Unglücklicherweise hatte Moholy-Nagy Schwierigkeiten
mit der deutschen Sprache. Aber das war kein Grund,
obwohl die Schwierigkeit vielleicht das Entscheidende
deutlich gemacht hatte. Das war so: In einer Abenddäm-
merung kam Moholy-Nagy atemlos, völlig aufgelöst ins
Bauhaus und stieß einen Satz hervor, den wir mit Mühe
enträtselten:
 
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