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LASZLO MOHOLY-NAGY

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sündigt habe. Aber ich konnte nicht wissen, daß das Bau-
haus eine Art Mönchsorden ist.« Ich war nicht an den
Tisch zurückgekehrt. Er sagte: »Ich möchte gern noch
einiges zu Ihrem Bühnenwerk sagen.« Ich setzte mich
ihm nicht wieder gegenüber, sondern abseits in meinen
Negerthron. »Bitte!« sagte ich. »Diese Arbeit«, begann
er, »beeindruckt mich, wie Sie gesehen haben. Aber war-
um lassen Sie noch maskierte Menschen auftreten und
durch die Masken sprechen? Wir wollen doch keine Ne-
gertänze mit Dämonenmasken aufführen.« Er lächelte
dabei $ denn das war ein Frontalangriff gegen den Neger-
thron, auf dem ich saß. »Erst, wenn Sie die Menschen
auslassen, kann das Spielwerk des 20. Jahrhunderts ent-
stehen. Bauen Sie doch eine phantastische Maschinerie
aus Licht und Finsternis, in der Licht und Finsternis,
Farben, Formen, Töne, von Menschen höchstens noch
Schreie, am besten aber auch diese nicht, zu einem
maschinell funktionierenden Bild der Welt gemischt
sind, das durch ein paar Hebel, durch ein paar Schalter
von jedem Find bedient werden kann, je nach der Platte,
die aufgelegt ist und gespielt werden soll. Das wäre eine
Sache!« Er blickte mich erwartungsvoll an. »Ja, eine
Sache wäre das«, sagte ich. »Ein Automat, ein Kunst-
stück vielleicht, mit Sicherheit ein Leerlauf ins Leere.«
Er schüttelte den Kopf. »Sie irren. Der Automat, wie Sie
es nennen, ist der Antrieb und die Form unserer Zeit. Er
ist alles.«
»Er ist nichts«, sagte ich.
 
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