Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GEORG MUCHE

265

stallinische Hauch der Freskentechnik von bezaubernder
Schönheit ist.
Ich sehnte mich, bald wieder mit Georg und El Muche
zusammenzusein. Und nach wenigen Jahren war es mög-
lich auf einer Vortragsreise ins Rheinland. Ich hatte das
Glück, daß in diesen Tagen eine große Georg-Muche-Aus-
stellung im Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld war,
die fast 200 Werke umfaßte. Es war die malerische
Entwicklung seines bisherigen Lebens. El führte
mich durch die Ausstellung, da Georg in dieser Stunde
Unterricht zu geben hatte. Ich sah die »Figuren und
Legenden«, die »Welt der Spinne«, die großen Öl-
gemälde wie »Aquarium und Knabe«, die »Große
Schnecke« und das herrliche Bild der »Schlafenden«. Um
den schlafenden Menschen haben seit je viele meiner Ge-
danken und Gefühle gekreist. Die schlafende Jungfrau —
das ist der hilflose und zugleich geborgene Mensch. Die-
ses mein Traumbild hat Georg Muche in vollkommener
Reinheit gemalt.
Noch ganz umfangen war ich von den Bildern, als El
und ich nach Uerdingen fuhren, wo Heim, Atelier,
Schule und Werkstatt sind. Wir kamen in ein abenteuer-
liches Haus unmittelbar am breiten Rheinstrom, sozu-
sagen eine mittelalterliche Burg aus dem Ende des 19.
Jahrhunderts, also eigentlich ein Gespenst. Aber es war
lichtumflutet und lichtdurchflutet und hatte einen Turm.
Oft habe ich mir als Kind gewünscht, in einem Turm-
zimmer zu wohnen. El und Georg wohnen leibhaftig
 
Annotationen