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NELLWALDEN

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lands. In allen Teilen Deutschlands hatte ich in all den
schweren Jahren treue Freunde hoher menschlicher Ge-
sinnung. Das zu wissen, sie von Zeit zu Zeit zu sehen,
einander Briefe zu schreiben, einander zu helfen, war
der menschliche Trost dieser Jahre.
Wo aber war Nell Waiden?
Eines Abends, einige Jahre nach der Kapitulation, hörte
ich am Schweizer Sender Beromünster von einer Aus-
stellung der Sammlung Nell Waiden. Also lebte Nell
Waiden noch. Also lebte sie in der Schweiz. Also hatte
sie die berühmte Sammlung gerettet.
Über Freunde in Bern suchte ich Nells Adresse zu er-
fahren. Da geschah das Seltsame, daß Nell fast gleich-
zeitig erfahren hatte, daß ich noch lebe. Sie erhielt von
Bekannten meine Adresse, ich die ihre von anderen Be-
kannten. Beide Adressen waren verstümmelt. Es ge-
schah, daß wir beide am gleichen Tag einander schrie-
ben und daß die Briefe trotz der verstümmelten Adressen
uns fanden. Es war unwahrscheinlich: Nell, der gute
Geist des STURM, lebte noch und rief mich.
Auf dem Bahnhof Hamburg-Altona sahen wir uns nach
mehr als einem Vierteljahrhundert wieder. Es waren nur
wenige Minuten am Schweden-Expreß. Sie sprang aus
dem Schlafwagen, umarmte uns, meine Frau und mich.
Es war eine unendliche Freude, daß wir noch alle auf
der Welt sind. Auch unser Sohn war da. Und aus dem
Zug stieg Nells Mann, Hannes Urech, ein gewichtiger
Schweizer, gütig lächelnd über uns große Kinder. Neben
 
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