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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 28.1910

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Nr. 11
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Mitglieder- und Beibringensverzeichnis des Franziskanerinnenklosters St. Anna zu Munderkingen von 1418-1774
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Beck, Paul A.: Der " Kunstjünger Monsieur Grill"
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https://doi.org/10.11588/diglit.22619#0199

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175

ewige Ruhe, im hl. Orden 28 Jahr, ihres
Alters 46 Jahr, gebürtig aus Tirol zu
Nastrieth geboren.
(Schluß folgt.)

Lvelc. Der „Aunstjiinger Monsieur
Grill".
MRn der in diesem Jahre zu Straßburg i. E.
bei I. H. Ed. Heitz (Heitz und Mündel)
erschienenen Studie (121. Hest der „Stu-
dien zur Kunstgeschichte"): „Der Ulmer Bild-
schnitzer Jörg Syrlin d. ä. und seine Schule,
ein Beitrag zur Geschichte der schwäbischen Plastik
am Ausgang des Mittelalters" (88 S. mit 13
Lichtdrucktafeln) von Erich Grill erklärt der Ver-
fasser meine vor 20 Jahren verfaßte, im „Archiv
für christliche Kunst", XI. Jahrgang, 1893, Nr.
2—5, S. 20-21, 30-32, 37—10, 48-49 er-
schienene Arbeit: „Verschwundene und verschollene
Altarwerke Jörg Shrlins d. j." ohne weiteres
für „unwissenschaftlich", ohne diesen schweren, in
die Öffentlichkeit geschleuderten Vorwurf irgend-
wie zu begründen. Er sagt S. 69 a. a. O. be-
züglich der Altarwerke von Ochsenhausen (Bella-
mont) Bingen a. L., Ennetach, bloß: .... Und
schon im „Archiv für christliche Kunst" von 1893
(Heft 2, S. 20 ff.) sind die Statuen in Bella-
mont und Bingen a. D. Lauchart bei Sigmaringen
(soll heißen: Bingen an der Lauchart, Ennetach!)
in einem Aufsatz über „Verschwundene und ver-
schollene Altar- und Schnitzwerke Jörg Shrlins
d. j." von Amtsrichter a. D. Beck angeführt. Da
auch hier jeder Hinweis auf urkundliche Belege
sowie eine stilkritische Vergleichung fehlt und über-
Haupt die ganze Abhandlung nicht den Anspruch
machen kann, als wissenschaftliche Untersu-
chung zu gelten, habe ich diese mir lange vor
Baums Vortrag (!) bekannten Zuschreibungen
nicht berücksichtigt " Wie man sieht, hat sich der
Verfasser es mit dem Bezücht der Unwissenschaft-
lichkeit sehr leicht gemacht, allein damit, d. h.
einzig mit der mehr als fragwürdigen Behaup-
tung des Fehlens aller urkundlichen Belege ist
es nicht getan. Wir wollen nun in Ermangelung
aller und jeder Bezeichnung der Punkte, welche
unwissenschaftlich sein sollen, auf den besagten
Aussatz selbst — aber nicht über dessen Rahmen
hinaus — etwas zurückgehen. Ich habe den-
selben, wie gesagt, vor langer Zeit, in welcher
die Syrlinforschung guasi noch in den Windeln
lag, mehr vom geschichtlichen Standpunkt
aus und zwar auf Anregung Dritter geschrie-
ben. Man wußte damals in der Hauptsache
außer den Beiträgen „über die beiden Jörg Syr-
lin" von A. Klemm in den „U. Münsterblättern"
3.—4. Heft, S. 74—96 über die Syrlin noch
nicht viel und unterschied beide, Vater und Sohn,
oft gar nicht aus einander; als Unterschied zwischen
beiden wußte man damals höchstens die hori-
zontale Richtung des jüngeren unddenVer-
tikalismus des älteren Syrlin anzugeben.
An Abbildungen und derlei Hilfsmitteln, die man
zu vergleichenden Studien hätte benützen können,
fehlte es damals ebenfalls noch sehr. So ist es
begreiflich, daß ich in meinem Aufsatze vorzugs-

weise das Historische berücksichtigte und mich
in der Stilkritik, der sogenannten Stilanalyse
mehr zurückgehalten habe. Ich stehe aber nicht
an, zu erklären, daß die Kunstforschung im all-
gemeinen, wie auch speziell über die beiden Syr-
lin, wenn auch nicht durch Herrn Grill, in den
letzten 20 Jahren sehr bedeutende Fortschritte
gemacht hat, wenn sie auch zuweilen auf Ab-
und Seitenwege geraten und in der Stilkritik,
welcher ich stets den historischen Beweis vorziehe,
nicht selten Irrungen und Täuschungen unter-
laufen. Da es an einer Zusammenstellung der
Werke Syrlins d.j. damals noch fehlte, so habe
ich das, was Klemm in seinen genannten Bei-
trägen nicht brachte, möglichst alles zusammen-
getragen, dafür auch bei der damaligen Redak-
tion des Kunstarchiv, dem dermaligen Diözesan-
bischof Herrn v. Keppler, bei meinem lieben
f Freunde Fried. Presse! u. a. günstige Auf-
nähme gefunden und dabei nicht bloß die wenigen,
noch erhaltenen Werke, wie die Chorgestühle
zu Ennetach, Oberstadion und Zwiefal-
tendorf rc., sondern auch, soweit es sich erheben
ließ, das einst Vorhandene und jetzt Ver-
schwundene angeführt,vor allem denOchsen-
hauser Hochaltar, welcher nach einer Reihe
von OchsenhauserKlosterannalisten (Seidler, Wirth
rc.) nach der zuverläsfigen gedruckten Geschichte
des Klosters von Geisenhof, sowie nach einer
fortlaufenden glaubwürdigen Tradition ein Werk
Syrlins d. j. war. Wie kann also Grill be-
haupten, es fehle an jedem Hinweis auf ur-
kundliche Belege?! Freilich paßt ihm dies nicht
„in seinen Kram", genannt Stilanalyse, da er
die nach Bellamont gelangten Überbleibsel dieses
Hauptaltars „aus stilistischen Gründen nicht als
Syrlin-Werke ansehen kann" (S. 69). — Von
den Enn et a cher Stücken erwähnt Grill (S. 79
bis80)blos den Levitenstuhl und das Chorstuhl-
werk. — Der Zwiesalter Klosterchronist
k. Arsen Sulger (1641—1691) aus Freiburg
i. B., welcher von der Lieferuug von Altären
durch Georg Syrlin aus Ulm ins Münster nach
Zwiefalten in den Jahren 1514—1521 (S. 38
bis 39 meiner Abhandlung) in seinen gedruckten
Annalen berichtet, gilt als ein sehr zuverlässiger,
glaubwürdiger Historiograph. Wie soll einem sol-
chen Berichte, „als gänzlich unkontrollierbar keine
Bedeutung beizumessen sein"?! (S. 60). Wäre
der Verfasser nicht so verächtlich an meiner Arbeit
vorübergegangen, so hätte er u. a. darauf kommen
müssen, daß die jetzt in der „Staatssammlung
vaterländischer Altertümer" zu Stuttgart befind-
lichen Passionsdarstellungen aus der Klosterkirche
von Zwiefalten von Syrlin d. j. stammen,
sowie noch auf Verschiedenes. Von Bingen a. L.
erwähnt er gar nichts, obwohl ihm hätten die
Figuren des dortigen altdeutschen Altars wegen
ihrer überraschenden Ähnlichkeit mit den Bella-
montern auffallcn müssen usw. Auf die aus dem
altenZwiesalter Münster stammenden, vorüber-
gehend nach Tigerfeld gelangten, jetzt ebenfalls
in St. befindlichen Holzreliefs mit Passionsszenen
(Stationenbilder) für deren Urheber Grill gar (S.
88) als Bezeichnung „Meister der Tigerfelder
Stationen" (!) vorschlägt, bin ich ebenfalls (S.
40) näher eingegangen, worüber Grill in einer
 
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