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Achtes Hauptstück.
dischen Holzbaues dennoch die gespundete, zwischen senkrechten Säulen
eingespannte Brettwand. 1 Das Dach steht in keinem Zusammenhänge
mit den Wänden, so dass es mit einigem Kraftaufwande herabgezogen
werden kann. Es ist mit Schindeln gedeckt, oder mit Birkenrinde. Es
reicht tief herab. Die Giebel sind mit ausgeschnittenen Brettern ver-
schlagen und geziert.
Das nordische Holzschnitzwerk, bei diesen hölzernen Gebilden
nicht das am wenigsten Bemerkenswerthe, führt gleichfalls auf ostasiatische
aber in eigenthümlicher Weise durchgebildete Motive zurück. „Holz ist
der ächt germanische Bildstoff“, in Holzarbeiten treffen wir die altnordische
Kunst auf ihrem eigenen Felde, mit dieser Tradition, wie mit anderen
bereits angedeuteten, arbeitet sie dem mittelalterlichen Steinstil vor.2
Die (stets polychrome) Schnitzerei bethätigt sich besonders an den
Vorsprüngen (Balkenenden, Sparrenköpfen u. dergh), die in allerlei aben-
teuerlich geschweifte Thierformen und Bandgeschlinge auslaufen; aber
auch die Thürrahm en, die Säulen und die Wandgetäfel sind oft mit
flachem Schnitzwerk wie mit Teppichen überdeckt. 3 Die Saga’s erzählen
viel Rühmliches von solchen Arbeiten. Am berühmtesten war das Wand-
und Deckengetäfel im Hause des Olaf Pfau, „dessen Schnitzerei schöner
war als Tapetenstickerei“, welches der Skalf Ulf Uggasson in einem
besonderen Gedichte besang. Der Name eines berühmten Schnitzers ist
auf uns gekommen, Thord Hraeda’s, der sein eigenes Haus auf Island
mit seiner Kunst wunderherrlich geziert hatte, von welcher sich bis ins
XVI. Jahrhundert einige Bruchstücke erhielten.4
Diese figürlichen Darstellungen an diesen ältesten Schnitzereien
hatten sich wahrscheinlich noch kaum aus dem Ornamente abgelöst und
glichen wohl den ältesten noch erhaltenen Schnitzereien der norwegischen
Holzkirchen, deren schon oben Erwähnung geschah. Wie weit sich
Byzantinisches mit ächt nordischer Tradition in diesen Skulpturen ver-
mischen und wie vieles davon auf letztere kommt, ist schwer überzeugend
1 Dahl, Tafel VIII, woraus die umstehende Detailzeichnung. Das assemhlage ä
grain d’orge, wie es bei Möbeln bis ins späte Mittelalter angewandt wurde.
2 Weinhold 1. c. pag. 418.
3 Aelteste Reste davon stammen aus dem X. Jahrhundert, ein paar Bretter aus
der eichenen Grabkammer der Königin Thyra Danaböt von Dänemark, geschnitzt
und mit Farben (einer Art Oelmalerei, roth, gelb und schwarz) bemalt, und andere
zum Theil noch heidnische Bruchstücke, die im kopenhagener Museum aufbewahrt
werden.
4 Weinhold, 1. c. 422. Worsaee, Afbildninger S. 110.
Achtes Hauptstück.
dischen Holzbaues dennoch die gespundete, zwischen senkrechten Säulen
eingespannte Brettwand. 1 Das Dach steht in keinem Zusammenhänge
mit den Wänden, so dass es mit einigem Kraftaufwande herabgezogen
werden kann. Es ist mit Schindeln gedeckt, oder mit Birkenrinde. Es
reicht tief herab. Die Giebel sind mit ausgeschnittenen Brettern ver-
schlagen und geziert.
Das nordische Holzschnitzwerk, bei diesen hölzernen Gebilden
nicht das am wenigsten Bemerkenswerthe, führt gleichfalls auf ostasiatische
aber in eigenthümlicher Weise durchgebildete Motive zurück. „Holz ist
der ächt germanische Bildstoff“, in Holzarbeiten treffen wir die altnordische
Kunst auf ihrem eigenen Felde, mit dieser Tradition, wie mit anderen
bereits angedeuteten, arbeitet sie dem mittelalterlichen Steinstil vor.2
Die (stets polychrome) Schnitzerei bethätigt sich besonders an den
Vorsprüngen (Balkenenden, Sparrenköpfen u. dergh), die in allerlei aben-
teuerlich geschweifte Thierformen und Bandgeschlinge auslaufen; aber
auch die Thürrahm en, die Säulen und die Wandgetäfel sind oft mit
flachem Schnitzwerk wie mit Teppichen überdeckt. 3 Die Saga’s erzählen
viel Rühmliches von solchen Arbeiten. Am berühmtesten war das Wand-
und Deckengetäfel im Hause des Olaf Pfau, „dessen Schnitzerei schöner
war als Tapetenstickerei“, welches der Skalf Ulf Uggasson in einem
besonderen Gedichte besang. Der Name eines berühmten Schnitzers ist
auf uns gekommen, Thord Hraeda’s, der sein eigenes Haus auf Island
mit seiner Kunst wunderherrlich geziert hatte, von welcher sich bis ins
XVI. Jahrhundert einige Bruchstücke erhielten.4
Diese figürlichen Darstellungen an diesen ältesten Schnitzereien
hatten sich wahrscheinlich noch kaum aus dem Ornamente abgelöst und
glichen wohl den ältesten noch erhaltenen Schnitzereien der norwegischen
Holzkirchen, deren schon oben Erwähnung geschah. Wie weit sich
Byzantinisches mit ächt nordischer Tradition in diesen Skulpturen ver-
mischen und wie vieles davon auf letztere kommt, ist schwer überzeugend
1 Dahl, Tafel VIII, woraus die umstehende Detailzeichnung. Das assemhlage ä
grain d’orge, wie es bei Möbeln bis ins späte Mittelalter angewandt wurde.
2 Weinhold 1. c. pag. 418.
3 Aelteste Reste davon stammen aus dem X. Jahrhundert, ein paar Bretter aus
der eichenen Grabkammer der Königin Thyra Danaböt von Dänemark, geschnitzt
und mit Farben (einer Art Oelmalerei, roth, gelb und schwarz) bemalt, und andere
zum Theil noch heidnische Bruchstücke, die im kopenhagener Museum aufbewahrt
werden.
4 Weinhold, 1. c. 422. Worsaee, Afbildninger S. 110.