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DIE ARCHITEKTUR VON SENDSCHIRLI

VON ROBERT KOLDEWEY.

EINLEITUNG.

DIE BAUELEMENTE.
Der Betrachtung und Beschreibung der einzelnen Baudenkmäler von Sendschirli muss ich
eine kurze Behandlung der Bauelemente voraufgehen lassen, damit man zuerst im Allgemeinen,
erfahre, in welcher Art und Weise hier Gebäudemauern, Fundamente und dergleichen her-
gestellt zu werden pflegten. Dabei ist Vieles, wenn nicht Alles, neu und von bisher Be-
kanntem abweichend.
Der ganze Culturkreis, dem diese Werke an gehören, hier zum ersten Male gründlich
erforscht, sondert sich durch entschiedene Eigenart von denjenigen des Ostens wie des
Westens. Nur selten können wir an Ähnliches erinnern; auch das liegt weitab: im Osten
Assyrien und Babylonien, im Westen allenfalls Troja.
Auch bleibt der Charakter der Bauart mit Kraft und Überzeugung sich gleich durch
die Jahrhunderte, deren mindestens sieben wir in ihren Spuren deutlich übersehen. Was
etwa vor 1300 v. Chr. war, verschwimmt in der Undeutlichkeit niedriger Entwickelung.
Von da ab aber bis in die Zeit Asarhaddon’s, also bis in das siebente Jahrhundert v. Chr.,
sehen wir klar, wie sich Mauern, Thürme, Thore, Häuser und Paläste der Hauptsache nach
stets in denselben Constructionen aufbauen.
Die Gebäudemauer von Sendschirli ist regelmässig eine Lehmziegelmauer auf Bruch-
steinfundament. Davon ist man niemals abgewichen. Zwischen beiden Theilen lag ein
hölzerner Rost; aber dieser ist wegen seiner Vergänglichkeit nicht immer zu beobachten,
und es lässt sich daher nicht mit Sicherheit sagen, ob er einst in jeder Mauer vorhanden
gewesen sei oder nur dort, wo er in deutlichen Spuren heute noch erkennbar ist.
Im Einzelnen unterliegt dieser Hauptcharakter mannigfachen Abänderungen je nach
der Grösse, der Bedeutung, dem Zweck und der Erbauungszeit der Mauern. Namentlich
das Steinfundament ist der Grösse der verwendeten Stücke nach sehr verschieden. Aber
auch bei ganz schwachen und unbedeutenden Mauern liegen die verhältnissmässig grösseren
Blöcke an den beiden äusseren Flächen und sind hier regelmässiger geschichtet als im Innern.
Das tritt in besonders hohem Grade bei den starken 3 bis 5 m dicken Festungsmauern zu
Tage. Aber immer geht die Schichtung in abgeglichenen Reihen vor sich, so dass auf den
Grund zuerst grosse Blöcke neben einander die ganze Dicke der Mauer einnehmend gelagert
werden, wobei naturgemäss die breitere Seite der unregelmässig gebrochenen Steine als Lager-
fläche nach unten kommt. Die rauhere Gesammtoberfläche dieser Lage wird durch Zwischen-

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