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Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0027
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Flint- und Obsidiangeräte — Steinbeile

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Ganz ähnlich, nur wesentlich kleiner sind die von uns gefundenen Obsidiansplitter,
von denen im ganzen zehn Stücke verzeichnet sind, entsprechend vermutlich der geringeren
Häufigkeit des Materials. In dem 7 km von Sendschirli entfernten Gerdschin habe ich
übrigens selbst aus der kleinen Schutthalde vor dem Eingänge eines Dachsbaues, nahe dem
Gipfel des Burghügels, fünf
Messerchen aus Feuerstein und
einen vielleicht unbearbeiteten
Obsidiansplitter gefunden, also
die beiden Materialien ungefähr
in gleichem Prozentsatz wie in
Sendschirli, was freilich auch nur
bloßer Zufall sein kann. Anderer-
seits lehrt dieser an sich ganz
unbedeutende Fund, daß ge-
schlagene Steingeräte auch in
den hunderten von anderen alten
Burgbergen zu erwarten sind,
die in der Kara - Su - Ebene
zwischen Antiochia und dem


hohen Taurus auch dem flüch-
tigsten Reisenden auffallen. Mit
einigem Nachdruck möchte ich
aufmerksam machen, die auf beiden Seiten des breiten Flußtales und seiner Zuflüsse

hier aber auf die zahlreichen Höhlen und dbris

Abb. 2. Ägyptische Hoh-Sichel mit eingekitteter Feuerstein-Schneide.
*/* d. nat. Gr.

vorkommen. Ich hatte leider keine Zeit, auch nur eine einzige dieser Höhlen systematisch
zu untersuchen; doch hatte Herr Eduard Stucken die Güte, einmal einige Tage mit
ein paar Arbeitern wenigstens die oberste Schicht einer solchen auf dem Wege zwischen
Sendschirli und Enteli gelegenenen Höhle zu durchforschen. Typische Kieselgeräte lagen da
fast unmittelbar unter der Oberfläche, so daß es nahe liegt, für die tieferen Schichten Funde aus
sehr früher, vorhistorischer Zeit anzunehmen. Von einer gründlichen Durchforschung einiger
dieser Höhlen dürften also ganz besonders wichtige Ergebnisse für die Anthropologie und für
die Art der ältesten Bevölkerung von Nordsyrien mit einiger Sicherheit zu erwarten sein. Im
unmittelbaren Anschluß an die Untersuchung einer hethitisch-aramäischen Ruinenstätte würde
die vollständige Ausgrabung einer benachbarten Höhle auch ohne besondere Mühe und ohne
wesentliche Kosten durchzuführen sein. Nur während meiner Ausgrabungen in Sendschirli
war ich durch meine eng gefaßte Instruktion und die äußerste Knappheit an Zeit, Geld und
Personal verhindert, irgendeine auch noch so bescheidene Nebenarbeit in Angriff zu nehmen.

2. Steinbeile (Tafel i, d—r).
In einem bestimmten Gegensatz zu den geschlagenen Kieselgeräten stehen die ge-
schliffenen Steinbeile. Für die älteren Prähistoriker — und es gibt auch heute noch erstaun-
lich viele solche ältere — gilt es als ganz selbstverständlich, daß diese geschliffenen Werkzeuge
älter sind als die geschlagenen. Es ist schwer einzusehen, wie eigentlich eine solche Vorstellung
entstehen konnte, da es doch völlig klar ist, daß die Technik der Herstellung solcher Werkzeuge
in erster Linie von der Art des vorhandenen oder leicht erreichbaren Materials abhängt. Wo
wie z. B. in manchen Gegenden Englands und Frankreichs, in Ägypten sowie in Skandinavien
und auf Rügen ungeheuere Mengen eines leicht spaltenden Feuersteins zutage liegen, müßte
man töricht sein, wochenlang an einem Beil zu schleifen, wenn man durch ein paar Schläge
in wenigen Augenblicken ein nahezu gleichwertiges Instrument erhalten kann. Wo anderer-
2*
 
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