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Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0151
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Elfenbein-Schnitzwerke

135

von geschupptem Wulst (Tafel 71 q—x), auf dem die Hufe dieser Tiere stehen und Palmen
herauswachsen, sowie anscheinend auch senkrechte Aufsätze eingezapft waren (Tafel 71 a—d),
mit Palmdarstellungen und gegenständigen Relieftieren. Es ist nicht undenkbar, daß einige
von den oben S. 133 beschriebenen Tierköpfchen hierher gehörten. Die Wulststücke sind unten
eben, hatten also einen etwa halbkreisförmigen Querschnitt und scheinen sich zu einem Ring
zusammenzulegen; denn sie sind leicht gebogen. Die ,,Schuppung“ halte ich für Bergsignatur
im Sinne der assyrischen Bergdarstellung. Ganz anders ist die Schuppung der aufsteigenden
und der eingezapften Palmstämme beschaffen, sie hat die Form der Palmblattborken, die
durch das jährliche Abschneiden der Wedel entstehen. So würde das Ganze eine Herde von

Böcken auf Bergen und in Palmen versinnbildlichen. Über die Gesamtform und die Bedeutung
des Ganzen wage ich jedoch keine weitere Vermutung.
Es bleiben uns noch einige wenige, mehr ornamentale.Stücke zu verzeichnen, die auf
Tafel 70 o, t, u, y, ab dargestellt sind: Voluten, Federn, pflanzliche Gebilde, von denen
naturgemäß noch weniger als bei den figürlichen Schnitzereien zu ermitteln ist, wo sie einst

verwendet waren. Zu größeren Gestaltungen gehören die Lotosblüten aus der Brandschicht
des Nischensaales J2, Tafel 69 g,s, letztere mit Gold belegt (Abb. 185), und die Blütenform (?)

Tafel 691. Knopfartig ist das mit dem Stern ge-
zierte Scheibchen Tafel 69 u. Wenn die Tausende

von Elfenbeinsplittern aus Sendschirli in besseren

Zeiten einmal gesichtet werden können,
dürften sich noch manche wertvollen
kleinen Einzelheiten ergeben und auch
Zusammenhänge aufklären lassen. Wir
können jetzt die Herausgabe der
Kleinfunde nicht so lange hinaus -
zögern, bis diese und noch manche
andere wünschenswerte Arbeit an den


Abb. 185. Elfenbein-
blüte mit Vergoldung
S 3578.
*/2 d. nat. Gr.

Abb. 186. Elfenbeinschnitzerei. V2 d. nat:- Gr.


Kleinfunden beendet sein wird. Ich habe die stille Hoffnung, daß etwaige Nachträge später
doch noch einmal an einer nicht allzu versteckten Stelle nachgebracht werden können.
Nicht ohne weiteres verständlich ist das merkwürdige, in Abb. 186 von verschiedenen
Seiten dargestellte Elfenbeinbruchstück mit einem gut erhaltenen ,,Blatte“, das von einem
zur Hälfte erhaltenen zylindrischen Mittelstück in starkem Schwünge abgeht. Vorzügliche
scharfe Arbeit. („Gefunden im Brandschutt in der Nähe der beiden Ausfluß Öffnungen an
der Westseite des Barrekub-Palastes“, v. L.) Die scharfe Biegung des Blattes erinnert an
einen Elfenbeingriff aus Mykenä 1).
Ferner sind noch zwei untereinander ganz gleiche, walzenförmige Gegen-
stände, wie Perlen, S 3576 A, B (Abb. 187) zu erwähnen, die nicht ganz durchbohrt |j
sind und auf der Mantelfläche eine rechteckige Ausarbeitung haben. Sehr fein aus LH
Elfenbein gedreht. Zweck? Gefunden sind sie in der Brandschicht des Nischen- Abb- 187.
. T . 1 Elfenbein 8 3576.
saales J 2 im JNordpalast. A. 1/2 d. nat. Gr.
6. Elfenbeinplättchen.
Sie sind rechteckig oder beinahe quadratisch zugerichtet und auf der glatten Seite mit
vier- oder fünffachen tiefen und breiten Gruppen paralleler Linien gerändert. (Tafel 60 as av,
ay—bb). Nur einmal ist eine Durchbohrung (ay) zu sehen, sonst bleibt man im Zweifel, wie
solche Plättchen zu befestigen waren; denn es ist schwer zu denken, daß sie als einzelne Ver-
wendung hatten. Für Spielsteine scheinen sie mir zu groß zu sein; so ist das erhaltene Maß
von at: 4,5 cm Breite, das von au, av, ay, ba: 6,1 cm; immerhin bemerkenswert, daß sich
dieses letztere Maß an mehreren Stücken wiederholt.

i) Abgebildet bei E. und R. Wurz, Die Entstehung der Säulenbasen, in Ztschr. f. Geschichte der Architektur,
Heidelberg 1925, S. 76. Abb. 205 b.
 
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