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https://doi.org/10.11588/diglit.8347#0402
Z88
Die Unterbindung der Carotis wurde noch vor we-
nigen Jahren für eine sehr schwere und gefährliche Opera-
tion gehalten. Aber die Ansichten haben sich darüber seht ge-
ändert, so daß einige Wundärzte in das andere Exrrcm verfal-
len sind; denn sie haben die Operation gemacht, um ihre
Wirkung zu versuchen, nicht alleinbei Geschwülsten, sondern
selbst bei Kopfschmerz.
Man muß sich aber erinnern, daß cs wenig oder gar
kein Verdienst ist, die carotis unterbinden zu können.
Denn sie ist so leicht aufzusinden, daß ein Chirurg mit
sehr wenig anatomischen Kenntnissen eins Ligatur um sie
legen kann. Bei Gelegenheit einer Hämorrhagie, zu wel-
cher ich vor einiger Zeit gerufen wurde, verlangte der an-
dere gegenwärtige Chirurg dringend, daß ich diese Arterie
unterbinden solle. Allein, obgleich mehr Grund vorhan-
den war, die Operation zu machen, als in einigen Fallen
vorhandeit gewesen zu sepn scheint, wo man sie vorgc-
nommen bat, so wurde ich doch davon abgeschreckt, durch
die Uebcrzeugung, daß der Kranke ohne dieselbe genesen
könne, und wenn ich sie also vorgenommen hatte, so
würde ich mit Recht den Vorwurf haben tragen müssen,
daß ich zu begierig gewesen sey, zu zeigen, daß ich wisse,
wo die carotis siegt.
Nun wollen wir die Zergliederung gegen den Winkel
des Unterkiefers hin verfolgen, und die Art, die Gefäße
zu sichern, wenn sie bei Selbsimordsversuchen, an der
Wurzel der Zunge durchschnitten worden, betrachten.
Wir sehen, daß dec Iar)mx und musc. stsrnoclei-
äomastoiäcus die carotis beschützt, und daß die am mei-
sten bloßliegenden Zweige die der arten. lin^rralis und
facialis sind. Das corwu oss. si^oisiei muß man sich
sorgfältig bemerken, denn dieß ist der Tbeil, nach dem wir,
als nach einem Leiter, fühlen müssen, wodurch wir di? arr.
ilin^ualis und facialis leicht finden können. Die Gefäße
werden gemeiniglich in der durch Selbstmerdsversuch gemach-
ten Wunde leicht zu sichern sepn; denn es wird ein wei-
ter, offener Einschnitt da fern; und ehe wir zum Kranken
kommen, wird die Menge des verlornen Blutes die Kraft
der Arterie geschwächt haben. In einigen Fallen mag es
schwer seyn, die Arterie aut zu unterbinden; — ich bin,
bei secundaren Hämorrhagien unter der Zunge, genöthigt
gewesen, eine Nadel und Faden auf plumpe Weise um
Die Unterbindung der Carotis wurde noch vor we-
nigen Jahren für eine sehr schwere und gefährliche Opera-
tion gehalten. Aber die Ansichten haben sich darüber seht ge-
ändert, so daß einige Wundärzte in das andere Exrrcm verfal-
len sind; denn sie haben die Operation gemacht, um ihre
Wirkung zu versuchen, nicht alleinbei Geschwülsten, sondern
selbst bei Kopfschmerz.
Man muß sich aber erinnern, daß cs wenig oder gar
kein Verdienst ist, die carotis unterbinden zu können.
Denn sie ist so leicht aufzusinden, daß ein Chirurg mit
sehr wenig anatomischen Kenntnissen eins Ligatur um sie
legen kann. Bei Gelegenheit einer Hämorrhagie, zu wel-
cher ich vor einiger Zeit gerufen wurde, verlangte der an-
dere gegenwärtige Chirurg dringend, daß ich diese Arterie
unterbinden solle. Allein, obgleich mehr Grund vorhan-
den war, die Operation zu machen, als in einigen Fallen
vorhandeit gewesen zu sepn scheint, wo man sie vorgc-
nommen bat, so wurde ich doch davon abgeschreckt, durch
die Uebcrzeugung, daß der Kranke ohne dieselbe genesen
könne, und wenn ich sie also vorgenommen hatte, so
würde ich mit Recht den Vorwurf haben tragen müssen,
daß ich zu begierig gewesen sey, zu zeigen, daß ich wisse,
wo die carotis siegt.
Nun wollen wir die Zergliederung gegen den Winkel
des Unterkiefers hin verfolgen, und die Art, die Gefäße
zu sichern, wenn sie bei Selbsimordsversuchen, an der
Wurzel der Zunge durchschnitten worden, betrachten.
Wir sehen, daß dec Iar)mx und musc. stsrnoclei-
äomastoiäcus die carotis beschützt, und daß die am mei-
sten bloßliegenden Zweige die der arten. lin^rralis und
facialis sind. Das corwu oss. si^oisiei muß man sich
sorgfältig bemerken, denn dieß ist der Tbeil, nach dem wir,
als nach einem Leiter, fühlen müssen, wodurch wir di? arr.
ilin^ualis und facialis leicht finden können. Die Gefäße
werden gemeiniglich in der durch Selbstmerdsversuch gemach-
ten Wunde leicht zu sichern sepn; denn es wird ein wei-
ter, offener Einschnitt da fern; und ehe wir zum Kranken
kommen, wird die Menge des verlornen Blutes die Kraft
der Arterie geschwächt haben. In einigen Fallen mag es
schwer seyn, die Arterie aut zu unterbinden; — ich bin,
bei secundaren Hämorrhagien unter der Zunge, genöthigt
gewesen, eine Nadel und Faden auf plumpe Weise um