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Beschreibung.

Wenige Stufen führen zu einem erhöhten Platze, dessen Mittelpunkt eine mit Blumen
und Blattpflanzen besetzte Vase ziert und deren Fuss ebenfalls mit blühenden Gewächsen
geschmückt ist (Fig. 24). Auf der halbkreisförmigen Ecke drängt sich so alles zusammen,
was die jeweilige Jahreszeit an künstlich getriebenen Blutenpflanzen in den Gewächshäusern
hervorzubringen vermag. Die Nordseite hat vorzugsweise Kappflanzen und die sogenannten
Neuholländer, wie Acacia, Coleonema, Erica, Eucalyptus, Leptospermum, Leucadendron, Gre-
villea, Metrosideros, Melaleuca und viele andere (insgesamt etwa i3oo Stück) aufzuweisen.
Diese Seite wird auch zur Aufstellung des 25o Sorten enthaltenden Chrysanthemum-Sorti-
ments gewählt, das gewöhnlich von Ende Oktober bis Ende Dezember hier in Blüte zu
sehen ist, wie sie auch die vorteilhafteste Lichtseite für die von Mitte März bis gegen Mitte
Mai hier vorgeführte Topfrosenschau bietet. Inzwischen kommen auch noch getriebene
Sträucher, Rhododendron, Azalea pontica und A. mollis zur Ausschmückung hierher.

Zur nordwestlichen Ecke führen wieder Stufen hinan; diese bildet hinsichtlich ihrer
dekorativen Ausstattung ein Gegenstück zu der vorhin erwähnten nordöstlichen; aber
auch hier erfreuen das Auge bevorzugte Blumenlieblinge, deren Reigen gewöhnlich die
Alpenveilchen eröffnen. Ein Sprudel, welcher, sehr wirkungsvoll sein Wasser glockenförmig
über einen Strauss lebender Blumen verteilend, sich in eine flache Schale und aus dieser in
ein tiefer liegendes Bassin ergiesst, giebt oft zu bewundernden Bemerkungen der Vorüber-
gehenden Anlass (Fig. 25). Von diesem erhöhten Punkt hat man auch einen vorteilhaften
Ueberblick namentlich in der Frühjahrsperiode, wenn die Blüte der Rosen und Azalien
ihren Höhepunkt erreicht hat. Um diese Jahreszeit dürften kaum irgendwo schönere
Blumenbilder zu finden sein, und unwillkürlich bleibt hier jeder Besucher stehen, um be-
wundernd zu betrachten und betrachtend zu bewundern.

Die Säulen, die das Glasdach der Blütengalerien tragen, wie auch die Wegeinfassungen
zu beiden Seiten sind mit Epheu verhüllt.

Um das Arrangement in seiner Gesamtheit und die einzelnen in sich abgeschlossenen
Gruppen malerischer zu gestalten, sind überall noch Einzelpflanzen angebracht worden. So
finden wir eine grosse Anzahl hoher Cordyline calocoma mit Abart nutans, C. obtecta, C. Ehren-
bergi, ferner Chamaerops humilis, Cocos australis, Phoenix canariensis, Ficus elastica, hohe
Cereus peruvianus und C. monstrosus sowie einige durch ausserordentliche Grösse hervor-
ragende Agaven; von Baumfarnen: Balantium antarcticum, Cyathea dealbata und C. Dregei,
Alsophila australis, Todea barbara, Dicksonia Karsteniana und andere mehr; jede Pflanze für
sich schon ein Schaustück darstellend, das die Gesamtwirkung wesentlich erhöht und das ganze
Bild zu dem gestaltet, was es sein soll: ein Ersatz für die unter der Herrschaft des Winters
dahingeschwundenen Reize der freien Natur. Fig. 25, 26 und 27 zeigen uns Bilder aus den
Blütengalerien.

Wir verlassen die Galerie durch die an der westlichen Seite befindliche Thür des
Palmenhauses, durchschreiten dasselbe und gelangen dann über die Terrasse zu dem Ge-
sellschaftshaus. Der grosse Konzertsaal ist sehr sehenswert; die inneren Dekorationen sind
in den Architekturformen der deutschen Renaissance gehalten, die Saaldecke ist in Segment-
bogenform in Eisen mit Stuck konstruiert, reich kassetiert, in braunem Holzton gemalt und
von Professor Klimsch mit 2 grossen Deckengemälden, die Genüsse des Essens und
Trinkens, sowie mit 6 Medaillons, die 4 Lebensalter, Musik und Tanz darstellend, geschmückt.
Die dekorative Malerei ist nach Entwürfen von Professor Thiersch ausgeführt. Sowohl zu
ebener Erde als auch von der Galerie hat man einen ungehinderten Einblick in das Palmen-
haus durch die mit grossen Spiegelscheiben versehenen Mittelöffnungen, sowie durch Glas-
thüren und Fenster. Das Orchester liegt in einer Nische der Ostseite in Galeriehöhe. Er-
wähnenswert sind noch die grossen von Riedinger in Augsburg gelieferten stilvollen Gas-
lüstres. Der Saal ist von Loggien, kleineren Sälen, Verwaltungsräumen und Wirtschafts-
 
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