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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0082
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192

STAEDTEWAPPEN.

Auf dem Wappen derselben ist sckon seit den älte-
sten Zeiten ein auf einem antiken Stuhle sitzender Bi-
schof, in der Linken einen an die linke Schulter gelegten
Bischofsstab haltend und auf dem Haupte einen mit Ku-
gel und Kreuz geschmüekten Fürstenhut tragend, zu sehen,
•welchen von der rechten Seite ein Reh, aus dem Boden
wachsend, anspringt oder mit den Yorderläufen berührt.

Es ist dies eine Darstellung des heiligen Egidius
und wird irrig für einen Aht von Hersfeld gehalten, auf
welchen nur, weil er gefürstet war, die für einen Bischof
oder Abt ungewöhnliche Kopfbedeckung passen würde.
Yermuthlich war St. Egidius Schutzpatron des Orts.

lSrtiggeu, Stadt des Königr. Preussen, Rheinpro-
vinz fülirt nach amtlich ertheilter Auskunft keinen Stem-
pel mit einem besondern Wappen.

SSriiun, slaw. Brno, Stadt des österreich. Kaiser-
staates, Hauptstadt des Markgrafthums Mähren an der
Zwittowa, führt jetzt als W. den österreich. Kaiseradler
im goldnen Felde mit den Zeichen E. III über den Köpfen
und einem Schilde mit zwei silbernen Querbalken in Roth
auf seiner Brust, welches ihr Kaiser Friedrich der III. zu
fiihren gestattet hat.

Yor Zeiten waren andere Wappenstempel in Gebrauch
und zwar findet man:

1) Im J. 1281 einen Stempel im Gebrauch, worauf
in der Mitte ein hoher Thorthurm steht, dessen hohes
Rundbogenthor geschlossen ist. Darüber schweht ein
dreieckiger Schild mit dem höhmischen Löwen. Ohen
sind Zinnen, auf denen das Satteldach mit Knäufen auf
den Firsten ruht. An diesem Thurm schliesst sich zu
heiden Seiten eine Stadtmauer aus breiten Quadern mit
Zinnen an und zieht sich schräg aufwärts, his sie mit
einem runden, gezinnten und mit einem Giebeldache mit
Knauf versehenen Thurme endigt.

2) Im J. 1315 kommt als Gerichtssiegel ein drei-
eckiger Schild mit 2 Querbalken im gegitterten Felde
und mit Ranken zur Ausfüllung vor.

3) Vom J. 1499 wurde ein Schild mit zwei Quer-
balken in einer zierlichen, blumenartigen Umrahmung ge-
führt.

Erumath, Marktflecken der Provinz Elsass, am
linken Ufer der Zorn, schon unter den Galliern mit dem
keltischen Namen Brocomagus vorkommend; im Volks-
munde Brumt geheissen, Im 13. Jahrh. gründeten die
Grafen von Elsass hier ein Hospital für alte Leute und
Findelkinder, später wurde daraus ein Augustiner - Con-
vent, der his 1775 hestand. Im J. 1336 wurde der Ort
vom Kaiser Ludwig, dem Baier, mit Stadtrecht hegaht.
Seine Besitzer hahen oft gewechselt. In der franz, Re-
volution wurde derselhe 1714 als Nationalgut verkauft.

Das W. ist ein blauer Schild, aus dessen Fusse eine
silberne linke Hand ein goldnes Banner mit einem blauen
Sterne belegt, in die Mitte des Schildes hineinhält. Be-
deutung unhekannt.

ISublitz, Stadt des Königr. Preussen, Reg.-Bezirk
Cöslin, an der Gopel, erscheint hereits 1339 als Stadt.
Auf ältern Siegeln ist Johannes der Täufer, mit dem Got-
teslamm auf dem Arme, zwischen 2 Bäumen dargestellt
und unten der Wappenschild des Bischofs von Cammin,
Friedrich, aus der Familie von Eickstedt: ein dreimal
getheilter Schild, in der ohern Theilung zwei und in der
dritten eine Rose.

Auf neuern Stempeln ist blos das Gotteslamm mit
der Fahne, darin ein Kreuz, auf grünem Boden stehend,
zu sehen. Farben sind nicht bekannt. Man kann aber
nach ähnlichen Darstellungen Lamm und Fahne silbern,
Kreuz darin roth, Boden griin und Feld blau geben.

Buckau, Stadt des Königr. Würtemherg, Donau-
kreis. Der Ort war in ältesten Zeiten Reichsgut und

wurde als Stadt reichsfrei. Im J. 1806 kam er durch
die Rheinbunds-Akte zu Würtemberg.

Ihr W. ist zum Theil redend: ein quadrirter Schild,
dessen erstes und viertes Feld schwarz, das zweite und
dritte golden ist, auf dessen Spalte ein dichtbeiaubter
Buchhaum steht. Dessen Stamm ist mit einem Fische
querüber belegt, der nach rechts schaut. Dieser soll auf
den nahe gelegenen Feder-See hindeuten.

ISuchen, Stadt des Grossherzogthums Baden, Un-
terrheinkreis.

Ihr W. ist ein redendes: ein grüner Buchenbaum im
goldnen Felde. Auf der Lauhkrone des Baumes liegt ein
Schildchen mit einem rothen Rade in Silber. Vielleicht
das falsch tingirte maynzische Stiftswappen ?

Bndwitz, Stadt des österreich. Kaiserstaates Mäh-
ren an der Rokitna.

Das W. zeigt eine mit 2 Thürmen hesetzte Stadt-
mauer mit Zinnen, in welche ein Thor führt, dessenFall-
gatter aufgezogen ist. Ueher dem Thore zwischen den
hezinnteu Thürmen schwebt ein Schild, aus welchem ein
mit Schwert bewehrter Rittersmann mit aufgeschlagenem
Visire wächst. Auf dem Schilde sind 2 mit den Spitzen
nach unten gerichtete Pfeile gekreuzt. Farben: Mauer-
werk silhern, Thorfiügel und Fallgatter galden, Fenster,
Ritter, Thorbeschläge und Pfeile schwarz oder stahlfar-
hen. Alles steht im goldnen Felde.

Auf neuern Stempeln fehlt das Thor zwischen den
Thürmen und es tritt statt dessen ein runder, hezinnter
Thurm hervor, an welchem unter den Zinnen das he-
schriehene Wappen hängt, worauf aber ein knieender
Armbrustschütze erscheint. Der Ritter ohen darüber wächst
nicht aus dem Schilde, sondern aus den Zinnen des
Thurmes.

Vermuthlich ist dies W. das eines frühern Grund-
herrn und darnach richtiger zu gehen.

Bühl, Stadt des Grossherzogthums Baden, Mittel-
rheinkreis.

Ihr Wappen ist ein Schild, auf welchem drei Bie-
nenkörhe im Dreieck, 2. 1. geordnet, zu sehen sind, wel-
che nach amtlicher Mittheilung golden sind und im blauen
Felde stehen. Bedeutung kennt die Behörde nicht. Da
die Stadt hei der Burgruine Alt-Windeck liegt und auch
die Umschrift des Stempels: „Sigillum zu Bulil undr Altn
Windeck“ lautet, so vermuthet man, dass jene Bienen-
körhe, welche auch missverstandene Schildchen sein können,
auf ein grundherrliches Wappen Bezug hahen.

1 Tafel 217.

Bünde, Stadt des Königr. Preussen, Westfalen,
Regier.-Bez. Minden, an der Else.

Das W. derselhen sind zwei geharnischte Ritter,
welche sich die Hände reichen. Eine Erklärung hiervon
weiss der Magistrat nicht zu geben, auch sind die Tinc-
turen unbekannt. Vielleicht wollte man durch die einen
Bund schliessenden Ritter auf den Namen anspielen.

Bürgel-Stadt. Stadt des Grossherzogthums Sach-
sen-Weimar, zum Unterschiede vom Dorfe Biirgel, sonst
Kloster und Thal-Bürgel genannt, Stadt-Bürgel.

Das W. der Stadt ist die Darstellung des Ritters
St. Georg, wie er dem Drachen vom Rosse herah, was
über den Drachen spnngt, seinen Speer in den Rachen
stösst. Wahxscheinlich war dieser Held der Schutzheüige
der Kirche und kam dadurch, wie häufig der Fall mit
solelien Patronen, in das Stadtwappen. Die Darstellungen
sind nur nach ihrem Stile verschieden.

Burliheim, Stadt des Grossherzogthums Baden,
Oherrheinkreis.
 
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