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Sieglin, Ernst von; Schreiber, Theodor [Editor]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 1,1): Die Nekropole von Kôm-esch-Schukâfa — Leipzig, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27160#0015
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VORWORT

IX

Herr Dr. Johannes Schiess war es, der uns zunächst in seinem Institute gastliche Unter-
kunft gewährte, uns erlaubte, in dem freiliegenden Gebiet desselben zu sondieren und
uns bis zuletzt in allen Nöten mit Rat und Tat unterstützt hat. Damit war das Programm
der ersten Campagne gegeben, die am 18. Oktober 1898 begann und am 15. März 1899
beendet wurde und deren wissenschaftliche und technische Aufgaben Herr Dr. Ferdinand
Noack allein mit hingebender Sorgfalt bewältigt hat.

Nachdem seine dem östlichen Küstengebiet geltenden Grabungen durch seine
zu Ostern 1899 erfolgte Berufung an die Universität Jena ein vorzeitiges Ende gefunden
hatten, zwang im nächsten Winter die drohende Pestgefahr weitere Arbeiten einst-
weilen auszusetzen. Im Herbst 1900 wurden sie wieder aufgenommen. An dieser
zweiten Campagne sind die Herren Dr. Alfred Schiff und Prof. Dr. Hermann Thiersch,
sowie als Architekten die Herren Prof. August Thiersch und Dr. ing. Ernst R. Fiechter
beteiligt gewesen. Das Arbeitsfeld wurde wesentlich erweitert, die Zahl der Sonden
vermehrt. Noch kurz vor Beendigung der Campagne konnte der Erstunterzeichnete,
Prof. Dr. Theodor Schreiber, als Leiter der Ausgrabungen an Ort und Stelle persönlich
eingreifen, einzelne neue Sondierungen vornehmen, andere vorbereiten, leider ohne
sie, der vorgerückten Jahreszeit wegen, so weit ausnutzen zu können, wie sie es
verdient hätten. Hauptplätze der Untersuchung waren in dieser zweiten Campagne:
das Königsquartier mit einer an der Küste vorgenommenen Grabung und der Fort-
setzung der in der ersten Campagne begonnenen Sonden des antiken Strassennetzes,
der Sarapeionshügel und das Gräberfeld von Köm-esch-Schukäfa mit der grossen, von
Botti exploitierten, von Ernst Eiechter aufgenommenen Katakombe. Den Resten des
Sarapeions und des angrenzenden Stadions wendete August Thiersch unter Assistenz
seines Sohnes seine Bemühungen zu. Um einige neue Sonden auszuführen, kehrte
er im Frühjahr 1902 nochmals nach Alexandrien zurück. Kurz darauf war es auch
dem Expeditionsleiter vergönnt, ein letztes Mal die Arbeitsstellen zu revidieren, das
gewonnene Material zu sichten und zu vervollständigen und der Teilung der Funde
beizuwohnen. Das Registrieren derselben, insbesondere der Inschriften, die Führung
des Tagebuches und die Ueberwachung des Gebietes der nördlichen Grabungen, endlich
die umständliche Arbeit des Packens und Versendens der Funde hatte Herrn Alfred
Schiff obgelegen.

Man muss die gegebenen örtlichen Verhältnisse, die persönlichen und sachlichen
Hemmungen, den desolaten Zustand der antiken Reste Alexandriens aus Erfahrung
kennen, um beurteilen zu können, wieweit die anderwärts üblichen exakten Eorschungs-
methoden sich hier anwenden lassen. Vielleicht ist unter allen Centren klassischer
Kultur Alexandrien vom Schicksal am allerübelsten behandelt worden. Nirgendswo
vernichtet das moderne Leben die Spuren des Altertums so schonungslos und schnell,
wie hier. Noch während unsere Arbeiten in der Nähe des Eisenbahneinschnittes von
Hadra und in Gabbari vor sich gingen, haben die 'täglichen Felsensprengungen vor
unseren Augen Gräber geöffnet und in Trümmer verwandelt. Diese zur Erweiterung
 
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