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II.


Raffael's Jugend und Lehrzeit.
och oben in den Apenninen, wo sich die Mark Ancona
von Umbrien und Toscana scheidet, liegt Raffael's Heimath.
Die grosse Heerstrasse, auf welcher die Völkerschaften
zogen, und welcher entlang die Ideen wanderten, die das
Schicksal und Leben Italiens entschieden, berührte das
urbinatische Hochland nicht. Es ist eine einsame aber keine todte
und öde Welt. Hier, wie auf der ganzen gegen das adriatische Meer
osfenen Ostseite Mittelitaliens zeigen die Bodenformen einen schärferen
Wechsel, rücken die Gegensätze der Natur, rauhe waldreiche Berg-
kämme, fruchtbare milde Thäler nahe aneinander. Grosse, mächtige
Gemeinwesen, ein politisch rühriges Bürgerthum finden keinen Raum,
dagegen erheben und erhalten sich leicht, auf die zahlreichen festen Plätze
gestützt, Gewaltherrschaften, und vererbt sich häufig die militärische
Führerrolle. Die berühmtesten Condottieri, welche, durch Glück begünstigt,
Dynastien gründeten, entslammen den Marken, so die Sforza, Malatesta,
Manfredi, Ordelaffi u. A. Auch Urbino erscheint mit einer solchen
Herrscherfamilie auf das engste verbunden. Es dankt den Fürsten aus
dem Hause Montefeltro seinen Glanz und seine historische Bedeutung,
vor allen dem ritterlichen, kunstliebenden Herzoge Federigo, der an
vierzig Jahre (1444—1482) das Regiment führte und von seinen Zeit-
genossen als das Ideal eines Renaissanceherrschers gepriesen wurde. Sieg-
reich im Felde schildert ihn Vespasiano da Bisticci, klug im Rathe und
leutselig im Umgange mit den Unterthanen, mit welchen er gern per-
sönlich verkehrte und in einem harmlos gemüthlichen Verhältnisse lebte.
Obschon als Held gepriesen und zumeist auf seine militärischen Tugenden
ls Gewaltherrscher gestellt, huldigte er doch auch allen Künsten des
Friedens mit Begeisterung, und wenn ihm auch bei den unsichern Zeiten
der Festungsbau in seinem Lande am meisten am Herzen lag, so vergass
Federigo doch nicht, seine Hauptstadt mit einem Palaste zu schmücken,
der im sechzehnten Jahrhundert als der glänzendste Schlossbau bewundert Anm. 1.
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