Die Stanza d'Eliodoro.
|ie Wandgemälde in der Stanza della Segnatura schneiden
scharf und tief ein in den Entwickelungsgang Raffaess.
Selbst das älteste derselben setzt eine vollkommene Wand-
lung des Anschauungskreises und der Formenwelt voraus,
und lässt als selbstverständlich einen durchgreifenden Wechsel
im äusseren Leben des Künstlers vorangehen. Eine so genaue Grenz-
linie zwischen der florentiner und römischen Periode kanrt bei den
Tafelbildern nicht gezogen werden. Nur langsam verhallen die liebge-
wonnenen ssorentiner Stimmungen, und längere Zeit währt es, ehe die
neuen römischen Einflüsse hier zu unbestrittener Herrschaft gelangen. Hier
stösst man am ehesten auf eine Art von Uebergangsstil, welcher nur all-
mählich in die neue Weise sich einlebt, wenigstens in Einzelheiten an den
älteren Gewohnheiten festhält. Madonnenbilder aus den ersten römischen
Jahren geben uns darüber guten Ausschluss.
Zuerst ändert sich der landschaftliche Hintergrund. Der Horizont
geht zurück, so dass das Auge über weite, in leichten Wellen bewegte
Flächen streift; an die Stelle der mit spärlichen Bäumen besetzten Hügel
treten schön geschwungene Bergzüge, antike Ruinen krönen die nächsten
Höhen oder bilden wohl auch den unmittelbaren Schauplatz des Vor-
ganges. Das liebliche, aber den Eindruck leicht zersplitternde Einzel-
leben tritt gegen die charakteristischen Linien in der Landschaft zurück,
wie es in Wirklichkeit in Roms Umgebung beobachtet wird. Es wäre
wunderbar gewesen, wenn die Zauber der römischen Natur Rassael nicht
alsbald gefangen genommen hätten. Auch im Christkind verspürt man
den Einssuss der römischen Luft. Die Formen werden voller und kräf-
tiger, die Bewegungen kühner und freier; zuweilen erscheint das Kindes-
alter Christi und Johannes' mit dem Knabenalter vertauscht, der rundliche
Körper in einen anmuthig schlanken, wie ihn die Nähe der Antike lieben
lehrt, verwandelt. Am längsten widersteht der Kopf der Madonna den
neuen Anregungen. Selbst nachdem ihr Leib bereits stattliche und
|ie Wandgemälde in der Stanza della Segnatura schneiden
scharf und tief ein in den Entwickelungsgang Raffaess.
Selbst das älteste derselben setzt eine vollkommene Wand-
lung des Anschauungskreises und der Formenwelt voraus,
und lässt als selbstverständlich einen durchgreifenden Wechsel
im äusseren Leben des Künstlers vorangehen. Eine so genaue Grenz-
linie zwischen der florentiner und römischen Periode kanrt bei den
Tafelbildern nicht gezogen werden. Nur langsam verhallen die liebge-
wonnenen ssorentiner Stimmungen, und längere Zeit währt es, ehe die
neuen römischen Einflüsse hier zu unbestrittener Herrschaft gelangen. Hier
stösst man am ehesten auf eine Art von Uebergangsstil, welcher nur all-
mählich in die neue Weise sich einlebt, wenigstens in Einzelheiten an den
älteren Gewohnheiten festhält. Madonnenbilder aus den ersten römischen
Jahren geben uns darüber guten Ausschluss.
Zuerst ändert sich der landschaftliche Hintergrund. Der Horizont
geht zurück, so dass das Auge über weite, in leichten Wellen bewegte
Flächen streift; an die Stelle der mit spärlichen Bäumen besetzten Hügel
treten schön geschwungene Bergzüge, antike Ruinen krönen die nächsten
Höhen oder bilden wohl auch den unmittelbaren Schauplatz des Vor-
ganges. Das liebliche, aber den Eindruck leicht zersplitternde Einzel-
leben tritt gegen die charakteristischen Linien in der Landschaft zurück,
wie es in Wirklichkeit in Roms Umgebung beobachtet wird. Es wäre
wunderbar gewesen, wenn die Zauber der römischen Natur Rassael nicht
alsbald gefangen genommen hätten. Auch im Christkind verspürt man
den Einssuss der römischen Luft. Die Formen werden voller und kräf-
tiger, die Bewegungen kühner und freier; zuweilen erscheint das Kindes-
alter Christi und Johannes' mit dem Knabenalter vertauscht, der rundliche
Körper in einen anmuthig schlanken, wie ihn die Nähe der Antike lieben
lehrt, verwandelt. Am längsten widersteht der Kopf der Madonna den
neuen Anregungen. Selbst nachdem ihr Leib bereits stattliche und