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146 IV. ROM UNTER JULIUS IL
sicht des Künstlers. Nichts wird vergessen; die wünschenswerthe Qualität
der Marmorblöcke, ihre Zahl, ihre Grösse und das Maass der Bearbeitung,
die Art des Transportes, die Zahlungsweise sorgfältig bestimmt. Es
wird aber gleichzeitig die Ungiltigkeit des Contractes ausgesprochen,
nicht bloss im Falle der Papst sterben, sondern auch im Falle er den
Plan des Grabmales aufgeben sollte; denn, fügt Michelangelo hinzu, ich
brauche diese Marmorblöcke nur für den Papst. Acht Monate blieb
Michelangelo in Carrara. Im Januar 1506 war er bereits wieder in Rom
und harrte in seinem Hause auf dem Petersplatze sehnsüchtig auf die
Ankunft der Marmorblöcke, welche durch schlechtes Wetter und hohen
Wasserstand ungebührlich verzögert wurde.*) Dass er noch immer nicht
arbeiten könne, presst ihm eine bittere Klage ab, doch hosft er den
leicht ungeduldigen Papst zu beschwichtigen und bei guter Laune zu
erhalten. Von dieser hofsnungsvollen Stimmung legt auch Zeugniss ab,
dass er in demselben, an seinen Vater gerichteten Briefe um die Zusendung
der in Florenz zurückgelausenen Zeichnungen bittet und die baldige
Ankunft eines Steinmetzgehilfen, des Michele aus Settignano, erwartet.
Er sah sich also im Geiste bereits fest in Rom angesiedelt und vollauf
an dem Marmorwerke in Arbeit. Wie schlimm wurde er schon nach
wenigen Wochen enttäuscht!
Als der Papst den Plan zu seinem Grabdenkmal gefasst hatte, liess
er gleichzeitig auch den besten Platz für dasselbe vorschlagen. Als solcher
wurde, da in der alten Peterskirche der Raum mangelte, die von Rosselino
im 15. Jahrhundert begonnene neue Tribuna ausersehen. Doch musste
diese erst vollendet und mit dem alten Bau in Verbindung gebracht
werden. So kam die Angelegenheit in die Hände der Architekten.
Ein Gedanke gab den andern, ein Plan gebar immer einen neuen und
glänzenderen. Vollends als der Papst Bramante's Entwürfe sah, die ein
so grossartiges, die Herrlichkeit der Antike noch überstrahlendes Werk
versprachen, gerieth er für das neue Unternehmen, ganz seiner Natur
gemäss, in Feuer und Flammen. Schon im Winter 1505, als Michelangelo
noch in Carrara weilte, hatte Julius II. den Entschluss des Neubaues
gefasst, im Januar 1506 denselben als festftehend dem Könige Heinrich VII.
von England verkündigt. Dadurch trat aber der Plan des Grabdenk-
males nothwendig in den Schatten. Nicht allein, dass der für das
Monument bestimmte Platz aus dem Dasein gestrichen worden war und
die Ausstellung desselben in eine unendliche Ferne verschoben werden
musste, schränkte die neue Unternehmung die Geldmittel des Papstes

*) Milanesi, Lettere No. III.
 
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