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Die kaiserlichen Beamten.
I. Die Provinzstatthalter.

Alle Provinzen, von denen Teile auf dem Boden des heutigen
Deutschland lagen, waren kaiserliche, d. h. solche, in denen nicht
der Kaiser mit dem Senat gemeinsam, sondern der Kaiser allein
kraft seiner prokonsularischen Gewalt die Souveränitätsrechte des
römischen Volkes ausübte. Er tat dies durch eine Anzahl von ihm
damit beauftragter Personen samt deren Hilfspersonal, unter denen
der Statthalter — in Rätien, wie schon erwähnt, lange Zeit hindurch
der procurator, in den übrigen Provinzen des römischen Deutsch-
land und seit Mark Aurel auch in Rätien der legatus Augusü pro
praetore — die vornehmste und wichtigste war1). Unter den beiden
ersten Kaisern waren die Machtvollkommenheiten der Statthalter in
den Tres Oalliae und Germanien sowie in Rätien2) mitunter tat-
sächlich insofern stark eingeschränkt, als zeitweilig ein An-
gehöriger des Herrscherhauses, gewöhnlich als Kollege des Kaisers
im prokonsularischen Imperium, sich in den erwähnten Land-
schaften auf hielt und sich als eine Art Vizekönig zwischen die
Statthalter und den Kaiser schob: des Augustus Schwiegersohn
Agrippa im J. 19 v. Chr.3), dann die Stiefsöhne des Augustus,
Drusus in den Jahren 13—11 als den Statthaltern vorgesetzter
legatus Augusü pro praetore, in den Jahren 10 und 9 v. Chr. als
Mitinhaber der prokonsularischen Gewalt4), und Tiberius in
letzterer Eigenschaft 9—7 v. Chr. sowie 4—6 und nochmals

0 Ulpian, Dig. I 18, 4: Praeses provinciae maius Imperium in ea pro-
vincia habet omnibus post principem.
2) Vgl. Tac. ann. I 44: ...veterani haud multo post in Paetiam mit-
tuntur (von Germaniens), specie defendendae provinciae... S. auch o. S. 19.
3) Dio LIV 11, 1. Mommsen, Röm. Staatsr. II3 (1887) 1151 f.
4) Dio LIV 25, 1; 33, 5. Liv. periocha 138. CIL XIII 1668, Z. 35—38.
Mommsen a. a. O. 852, Anm. 3.
 
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