119
sie schlug, war offenbar von den Legionen Germaniens und
Rätiens nur die VIII Augusta durch eine Vexillation vertreten.
Die Ehrenbeinamen VI Pia VI Fidelis und VII Pia VII Fidelis
beziehen sich auf die Überwindung des Ingenuus und die ihr
unmittelbar folgende des Regalianus im Herbst 260181). Aber
gleich nachdem der Kaiser den rheinisch-rätischen Legionen
derart ihre Treue bescheinigt hatte, fielen sie im Dezember 260
zu Postumus, dem Begründer des gallisch-römischen Sonderkaiser-
tums, ab, das bis zum J. 273/74 existiert hat. Gegen ihn haben teils
Generäle des Gallienus, teils dieser selbst in Gallien gekämpft,
doch ohne Erfolg; vielmehr scheinen manche der von ihnen heran-
geführten Legionsvexillationen zum gallischen Kaisertum über-
gegangen zu sein, da des Postumus Nachfolger Victorinus (269/70
bis 271/72) nachweisbar außer auf die oberbritannische legio
XX Valeria Victrix und die rheinischen Legionen (unter denen
die VIII Augusta vielleicht nur durch Zufall fehlt) auch auf Le-
gionen aus den Donauländern, Phönizien, Palästina und Ägypten
Münzen hat schlagen lassen182). Möglicherweise eine Gründung
des gallischen Sonderkaisertums ist eine uns nur aus ihren im
Elsaß gefundenen Ziegelstempeln bekannte Legion, die auf diesen
XII Victrix heißt183). Schon daß in den Stempeln das Wort legio
fehlt, weist sie in verhältnismäßig späte Zeit184), auch ist vor
der Mitte des III. Jahrhunderts in der Heeresorganisation für
sie kein Raum. Andererseits kann sie wegen ihrer Benennung,
die der unter dem Prinzipat gebräuchlichen noch gleichartig
ist, schwerlich nach dem Anfang des IV. Jahrhunderts errichtet
181) Alföldi, Nurn. Chron. IX (1929) 218—260, bes. 239 f. 242 f. 246 f.
250—258. Über Avenches s. Stähelin2 251—253.
182) Ritterling, R.-E. XII 1343 f. Über das gallisch-römische Kaiser-
tum s. Jullian IV 570—592, zu berichtigen nach Alföldi a. a. O. 260 bis
267, der insbesondere p. 260—262 nachgewiesen hat, daß Postumus sich
erst in den drei letzten Wochen des J. 260 zum Kaiser ausrufen ließ;
dann ist aber sein Sturz erst 270 erfolgt, und wir müssen Victorinus
wohl auf 269/70—271/72, Tetricus auf 271/72—273/74 ansetzen. Doch
bleiben sowohl die Chronologie der gallischen Kaiser als auch ihre wechsel-
seitigen Beziehungen zum Teil unsicher; vgl. auch Fasti 43 f., Nr. 48; 85,
Nr. 50.
183) CIL XIII 12240 f.
184) Vgl. Not. dign. Occ. XLI 20 (secunda Flavia).
sie schlug, war offenbar von den Legionen Germaniens und
Rätiens nur die VIII Augusta durch eine Vexillation vertreten.
Die Ehrenbeinamen VI Pia VI Fidelis und VII Pia VII Fidelis
beziehen sich auf die Überwindung des Ingenuus und die ihr
unmittelbar folgende des Regalianus im Herbst 260181). Aber
gleich nachdem der Kaiser den rheinisch-rätischen Legionen
derart ihre Treue bescheinigt hatte, fielen sie im Dezember 260
zu Postumus, dem Begründer des gallisch-römischen Sonderkaiser-
tums, ab, das bis zum J. 273/74 existiert hat. Gegen ihn haben teils
Generäle des Gallienus, teils dieser selbst in Gallien gekämpft,
doch ohne Erfolg; vielmehr scheinen manche der von ihnen heran-
geführten Legionsvexillationen zum gallischen Kaisertum über-
gegangen zu sein, da des Postumus Nachfolger Victorinus (269/70
bis 271/72) nachweisbar außer auf die oberbritannische legio
XX Valeria Victrix und die rheinischen Legionen (unter denen
die VIII Augusta vielleicht nur durch Zufall fehlt) auch auf Le-
gionen aus den Donauländern, Phönizien, Palästina und Ägypten
Münzen hat schlagen lassen182). Möglicherweise eine Gründung
des gallischen Sonderkaisertums ist eine uns nur aus ihren im
Elsaß gefundenen Ziegelstempeln bekannte Legion, die auf diesen
XII Victrix heißt183). Schon daß in den Stempeln das Wort legio
fehlt, weist sie in verhältnismäßig späte Zeit184), auch ist vor
der Mitte des III. Jahrhunderts in der Heeresorganisation für
sie kein Raum. Andererseits kann sie wegen ihrer Benennung,
die der unter dem Prinzipat gebräuchlichen noch gleichartig
ist, schwerlich nach dem Anfang des IV. Jahrhunderts errichtet
181) Alföldi, Nurn. Chron. IX (1929) 218—260, bes. 239 f. 242 f. 246 f.
250—258. Über Avenches s. Stähelin2 251—253.
182) Ritterling, R.-E. XII 1343 f. Über das gallisch-römische Kaiser-
tum s. Jullian IV 570—592, zu berichtigen nach Alföldi a. a. O. 260 bis
267, der insbesondere p. 260—262 nachgewiesen hat, daß Postumus sich
erst in den drei letzten Wochen des J. 260 zum Kaiser ausrufen ließ;
dann ist aber sein Sturz erst 270 erfolgt, und wir müssen Victorinus
wohl auf 269/70—271/72, Tetricus auf 271/72—273/74 ansetzen. Doch
bleiben sowohl die Chronologie der gallischen Kaiser als auch ihre wechsel-
seitigen Beziehungen zum Teil unsicher; vgl. auch Fasti 43 f., Nr. 48; 85,
Nr. 50.
183) CIL XIII 12240 f.
184) Vgl. Not. dign. Occ. XLI 20 (secunda Flavia).