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Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 6.1912

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Knauth, Johannes: Erwin von Steinbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.20536#0028
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Abb. ix. Weslfassade, unterer Teil.

während des Bestehens und in der Anlehnung
an die romanischen Türme erfolgt ist.

Das gotische Langschiff steht durchweg auf den
älteren romanischen Fundamenten. Dieselben bilden
für die Mittelschiffspfeiler zwei Längsmauern von je
etwa 2,5o m Stärke. Ähnliche Abmessung haben die
Fundamente der Aussenmauern. Die Technik ist die
aus der römischen Zeit überlieferte : Gussmauerwerk
aus vorzüglichem Material mit beiderseitiger Blen-
dung in sogenannten Moellons, kleinen geschichteten
Bruchsteinen. Die Fundamente gehen durchweg bis
auf eine Tiefe von ca. 5,5o bis 5,8o m und zwar nicht
bis zum gelagerten Kies, der erst in einer Tiefe von
etwa 8,00 m auftritt. Dass mit der Fundamentierung
bereits in der geringen Tiefe Halt gemacht wurde,
könnte möglichenfalls in der für die Zeit vor neun
Jahrhunderten als sicher anzunehmenden grösseren
Höhe des Grundwasserstandes begründet sein. Um
den wenig tragfähigen, aus verunreinigtem, sandigen
Letten bestehenden Boden zu befestigen, hat man als
Ersatz für tiefer gehende Fundamentierung ein System
von Holzpfählen angewendet, welche in Abständen
von 20 bis 3o cm von einander in die Kiesschicht
greifen und die Last des Fundamentes zu übernehmen
bestimmt waren. Bei der Annahme, dass diese
Pfähle ständig vom Grundwasser umspült wurden,
konnte diese Technik als einwandfrei gelten. Heute,
wo der seit Jahrhunderten jedenfalls um ein bedeu-

tendes gesunkene Grundwasserspiegel die Pfähle
nicht mehr erreicht, ist das Gegenteil der Fall. Die
Holzpfähle sind, da der schützende Luftabschluss
des Wassers fehlt, durchweg verfault, der Boden
ist statt gefestigt und verdichtet, nunmehr siebartig
durchlocht32. Für die Strebepfeiler des XIII. Jahr-
hunderts, die der Bauorganismus der romanischen
Kirche natürlich nicht kannte, hat die gotische Zeit
besondere Verstärkungen an die romanischen Funda-
mente angefügt, Bruchsteinmauerwerk aus Steinen
von durchweg grösseren Abmessungen in eine
Tiefe bis zu ca. 6,00—6,5o m hinabreichend.
Unter Verzicht auf das Pfahlwerk der romanischen
Zeit ist hierbei der Boden durch vorheriges
Einstampfen von Ziegelkleinschlag und Holzkohlen
für die Übernahme der Last vorbereitet worden.
Bei den freistehenden gotischen Mittelschiffspfeilern
hat man zum Zweck der Druckübertragung die
beiden romanischen Längsmauern jeweils auf eine
Tiefe von etwa 2,00 m ausgemuldet und sodann durch
Ausmauern mit grossen unregelmässigen Quadern
ein entsprechendes Lager geschaffen. Anders bei
den beiden westlichen Halbpfeilern. An deren Stelle
hatten die romanischen Türme nach dem Kirchen-
innern vorspringende Wendeltreppen Deren Funda-
ment hat bis zur Höhe des alten Sockels den
gotischen Halbpfeilern als Auflager gedient, die
Treppen wurden an dieser Stelle beseitigt, der
 
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