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Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 6.1912

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Wentzcke, Paul: Urkunden und Regesten zur Baugeschichte des Strassburger Münsters, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20536#0013
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I.

Urkunden und Regesten zur Baugeschichte des Strassburger Münsters.

Von Paul Wentzcke.

III. Teil1.

58.

1275. Januar 28.

Bischof Konrad III. von Strassburg fordert die Geistlichkeit seiner Diözese zu eifriger Unterstützung des

Münsterbaus auf.

Cuonradus dei gratia Argentinensis episcopus
universis abbatibus prioribus prepositis decanis
plebanis et viceplebanis ceterisque ecclesiarum
rectoribus Argentinensis dyocesis, ad quos presens
scriptum pervenerit, salutem in eo, qui nos sanguine
suo lavit. Ordinata karitas, etsi omnium indigenciis
pro posse condoleat, succurrit illis tarnen propensius
ac miseretur et subvenit efficacius, quos sibi videt
astrictos familiaritatis seu coherencie alicuius vinculo
speciali. Hinc est quod, licet omnium ecclesiarum
nobis subiectarum promocioni debeamus intendere,
maiori tarnen, in qua intelligimur et ipsa in nobis,
pre ceteris tenemur prospicere, ut in materialibus
et in spiritualibus grata nostris temporibus recipiat
incrementa. Cum igitur fabrica matricis ecclesie
nostre Argentinensis laudabiliter utique sit inchoata
et propter defectum consumacionis eius seu longo
annorum spacio expectare nimis contingat, si de suis
tantum facultatibus debeat consumari, de maturo
consilio prelatorum nostrorum acceleracioni sue digne
duximus providendum. Sane dilectissimi nobis in
Christo, quos divina potencia sub baculo nostre
dicionis esse voluit, attentissime rogamus vos et
sub attestacione divini iudicii ac in virtute sancte
obediencie attentius commonemus, quatenus latores
presencium nostros speciales nuncios super premisso
negocio promovendo deputatos, cum ad vos per-
venerint a vestris subditis beneficia petituri, sine
contradicione et vexacione qualibet recipientes vestros
parrochianos in confessionibus et in publico ad tarn
piam intencionem exequendam, ut elemosinas suas
erogent, attentis monicionibus vestris fideliter indu-
cendo et dictum negocium in personis propiis iuxta
quod ab eisdem nunciis informati fueritis, studeatis
efficaciter promovere, ipsos nuncios in vestra hospicia,
ne de facili ab aliquibus molestari aut infamari
contingat, recipiatis eisque in victualibus tamquam

Konrad, durch Gottes Erbarmung Bischof von
Strassburg, (entbietet) allen Äbten, Prioren, Dekanen,
Pfarrern und Hilfsgeistlichen sowie den übrigen
Leitern der Kirchen der Strassburger Diözese, zu
denen dies gegenwärtige Schriftstück gelangt, Heil
in dem, der uns mit seinem Blute rein gewaschen
hat. Wenngleich die vorgeschriebene Mildtätigkeit
nach Möglichkeit sich der Bedürftigkeit aller annimmt,
so unterstützt sie doch jene mehr und hilft ihnen
voll Mitleid wirksamer, die sie durch das engere
Band der Familie oder irgend eine andere Zusam-
mengehörigkeit an sich gekettet sieht. Obschon
Wir daher an die Beförderung aller Kirchen, die
Uns untertan sind, denken müssen, so sind Wir
doch gehalten, vor den übrigen für die Hauptkirche
zu sorgen, in der Wir Uns erkennen wie sie sich in
Uns, damit sie in zeitlichen und geistlichen Gütern
in Unseren Tagen dankenswerte Förderung erhalte.
Da nun der Bau Unserer Strassburger Mutterkirche
in lobenswerter Weise begonnen ist, aus Mangel
an Mitteln aber lange Jahre hindurch warten muss,
bis er nur nach Möglichkeit gefördert werden kann,
so haben Wir nach rechtzeitiger Beratung mit Unseren
Prälaten es für richtig gefunden für seine Be-
schleunigung zu sorgen. So bitten Wir Euch denn,
Geliebteste in Christo, die die göttliche Macht unter
den Stab Unserer Herrschaft stellen wollte, aufs
eindringlichste und mahnen Euch nach dem Zeugnis
des göttlichen Urteils und in der Tugend heiligen
Gehorsams, die Überbringer des Gegenwärtigen als
Unsere Boten, die eigens zur Förderung der erwähnten
Sache bestellt sind, wenn sie zu Euch kommen,
um von Euren Untertanen Gaben zu heischen, ohne
jedes Widerstreben und Schädigung aufzunehmen,
bestrebt zu sein Eure Pfarrkinder im Beichtstuhl
und öffentlich zur Ausführung solch frommen Ge-
dankens anzuleiten, Almosen zu geben, mit ernsten

1 S. IV. und V. Jahrgang. — Die dort gegebenen Datierungen sind an zwei Stellen zu verbessern: Die unter nr. 12
gebrachte Nachricht (1065—1079) habe ich selbst nach weiterer Prüfung der genealogischen Bestimmungen in den Regesten
der Bischöfe von Strassburg nr. 245 zu (1002 — 1027) unter die Regierung Bischof Werners I. gesetzt; für nr. 14 (1080 De-
zember 25) hat Hans Wibel in seiner Anzeige im Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde XXXIV
283 f. unter Heranziehung anderer annalistischer Quellen richtiger das Jahr 1074 angenommen.
 
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