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Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 6.1912

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Knauth, Johannes: Erwin von Steinbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.20536#0049
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37

Hier wie dort das merkwürdige Einziehen der
Bedachung, das Zurückgehen auf eine dachreiter-
artige schlanke Mittelfiale. Aber schon eine Nach-
prüfung des Textes der Mitteilung über den Brand
von 1384 bei Königshofen lässt kaum eine andere
Deutung zu. Es verbrannte das Dach von den
Türmen bis zum Chor (— Vierung), das Dach des
letzteren konnte ebenso wie die beiden Türme
gerettet werden, da es durch massive Giebel nach

westlichen Jochen des Langhauses, die mit 168 bis 196
bezeichneten ausserdem an den oberen Teilen der West-
front, also an den Nach-Erwinischen Bauteilen vor. Unter
Berücksichtigung der nur in grösserer Anzahl vorkom-
menden Zeichen kann die Zahl der Steinmetzen auf etwa
5o geschätzt werden, die durch vorübergehend beschäf-
tigte Arbeiter zeitweise auf etwa 70 gestiegen sein mag,
eineZahl, welche unter Hinzurechnung der entsprechen-
den Hilfsarbeiter, Maurer, Handlanger und dergleichen

Abb. 3o. Inneres des Münsters mit Lettner und Marienkapelle nach dem Brun’schen Stich vom Jahre i63o.

aussen geschützt war. Jedenfalls spricht durchaus
nichts gegen eine derartige Auffassung der Königs-
hofen'schen Nachricht.

Noch eine weitere Tatsache spricht für den
oben skizzierten massigen Fortgang der Bauaus-
führung und für die dem ersten Teil der Fassade
gesetzte Begrenzung und zwar ist dies der Vergleich
der Steinmetzzeichen. Ohne etwa allzugrosse Schluss-
folgerungen aus denselben ziehen zu wollen, bietet
deren Vorkommen immerhin die Möglichkeit, sich
ein annährendes Bild über den Umfang der Bau-
hütte, über die Zahl der beim Werk beschäftigten
Steinmetzen zu machen. Die an dem in Vorstehendem
als das Werk Erwins nachgewiesenen Fassadenteil
vorkommenden Steinmetzzeichen sind in Abb. 29
wiedergegeben. Die mit 1 bis 25 bezeichneten
Zeichen kommen neben anderen auch bereits an den

durchaus im richtigen Verhältnis zur Arbeitsleistung
steht und gleichfalls die auf andere Weise gemachten
Feststellungen bestätigt. Die für das Langschiff ge-
machten Ermittelungen machen eine etwas geringe
Zahl von Steinmetzen, etwa 25, wahrscheinlich.

Leider ist das einzige genau datierte Werk
Erwins, die dem Lettner vorgelegte Marienkapelle
aus dem Innern nicht mehr erhalten. Weder sind
genaue Abbildungen derselben noch genügende Bau-
reste vorhanden, um mit einiger Sicherheit ver-
gleichende Untersuchungen anstellen zu können.
Ausschliesslich ein Kupferstich von Brun aus dem
Jahre i63o gibt einigermassen ein Bild derselben.
(Abb. 3o). Die einzigen erhaltenen Überreste,
Teile der Deckplatte mit Inschrift sind in Abb. 1
wieder gegeben. Die Annahme, dass Erwin nach
dem Brande auch den Lettner vor dem Chor-
 
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