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Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 6.1912

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Knauth, Johannes: Erwin von Steinbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.20536#0054
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Abb. 35. Einzelheit vom Stabwerk der Westfront.

Konrad alle Geistlichen seines Sprengels vier Jahre
lang den vierten Teil ihrer Einkünfte zum Bau bei-
zusteuern.

Über den Verlauf der Bauarbeiten haben die
Untersuchungen Aufschluss gegeben. Danach be-
schränkte sich, wie wir gesehen haben, Erwin von
vornherein auf die Fassadewand zwischen den beiden
vorläufig noch erhaltenen romanischen Türmen,
sowie den flankierenden beiden Strebepfeilern, also
der Hauptsache nach auf das grosse Hauptportal
mit seinem reichen Schmuck. Zugleich wurden von
den beiden Türmen die äusseren nach Nordost
resp. Südost gerichteten Eckpfeiler mit ihren Streben
in die alte Anlage hinein gebaut, wodurch eine ver-
h ältnismässig lange Erhaltung der alten Türme er-
möglicht wurde. Der grosse Wimperg des Haupt-
portals mit seiner wesentlichen Abweichung vom
ursprünglichen Plan dürfte ebenso wie die flankie-
renden Strebepfeiler in Verfolg eines bereits im
Anfang der Bauarbeiten aufgestellten veränderten
Programms für die Ausschmückung entstanden sein.
Ganz ausgeschlossen scheint es dann auch nicht, dass
bereits in den neunziger Jahren zwei der Reiter-
standbilder aufgestellt worden sind.

Wir haben gesehen, dass zur Zeit der grossen
Brandkatastrophe die Portalwand im wesentlichen
bis zum Boden des Triforiums unter der Rose ge-
diehen war. Die flankierenden Strebepfeiler werden
um einiges höher, die an die Seitenschiffe angren-
zenden Eckpfeiler der beiden Türme bis zur Kapital-
höhe der Seitenschiffe und die übrigen Aussenpfeiler
nur einiges über dem Boden ausgeführt gewesen
sein. In wenig Stunden hatte das rasende Element
die Arbeiten von Jahrzehnten vernichtet. Wenn
heute auch die Spuren des Brandes direkt nur im
Innern der Turmhalle noch festzustellen sind, so
wird dennoch auch im Äussern an der zierlichen
Arbeit der Fialen und Baldachine der Schaden
sicherlich nicht unbedeutend gewesen sein. Dafür
spricht die verschiedenartige Stilisierung der Einzel-
heiten, die auf mannigfache Restaurationen schliessen
lässt.

Kaum ein Jahr nach dem Brande starb Bischof
Konrad, der eifrige Förderer des Werks, ein Verlust
der für den Münsterbau vielleicht noch schwer-
wiegender war, als das grosse elementare Unglück
des Vorjahres. Auch die politischen Verhältnisse

Abb. 36. Einzelheit vom Stabwerk der Westfront.
 
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