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Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 6.1912

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Knauth, Johannes: Erwin von Steinbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.20536#0056
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Abb. 39.

Einzelheit vom grossen Wimpberge des Hauptportals.

weniger wesentlichen Abweichungen, die durch die
Anpassung an den alten Bau oder veränderte Ab-
sichten der Ausschmückung und dergleichen not-
wendig wurden, im übrigen der im Frauenhaus auf-
bewahrte Originalplan mit der beim Tode Erwins
erreichten Höhe der Ausführung übereinstimmt. Die
alsdann sich zeigenden folgenschweren Neuerungen,
mit welchen mehr oder weniger pietätlos der Ge-
danke des grossen Meisters verlassen worden ist,
fallen den Nachfolgern Erwins und aller Wahrschein-
lichkeit nach sind dies seine Söhne: Johannes und
Erwin, zur Last. Zum Teil sind dieselben allerdings
aus einem veränderten Kunstempfinden ihrer Zeit
heraus zu verstehen. Die infolge der Anpassung an
die Seitenschiffe des älteren Langbaues in ihren
Höhenabmessungen verhältnismässig beschränkten
unteren Turmhallen, passen zu dem immer noch
gesteigerten Vertikalismus der ihrer Blütezeit ent-
schwindenden Gotik nicht mehr. Sie erhalten eine
bedeutende Steigerung durch Überhöhen der präch-
tigen Masswerkfenster und der Blendmasswerke der
Westmauern. Dieser Bautätigkeit gehören auch die
beiden steilbogigen Durchbrechungen der westlichen

Turmmauern an, durch welche die ursprünglich von
den Seitenschiffen getrennten Turmhallen (Abb. 33)
mit diesen in Verbindung gesetzt sind. Die ungeglie-
derten, vollständig glatten Wandungen dieser Öff-
nungen lassen jedoch die Annahme zu, dass auch
mit dieser Umänderung noch nicht die jetzt vor-
handene unmittelbare Verbindung der Vorhalle mit
dem Kircheninnern beabsichtigt war, dieselben viel-
mehr nur als Entlastungsbögen für reichgeschmückte
Innenportale zu dienen bestimmt waren. (Abb. 34).

Von schwerwiegenden Folgen musste die Über-
höhung der unteren Turmhallen für die Gliederung der
Westfassade werden. Die Galerie b (Abb. 261, welche
ursprünglich dem ersten Gewölbeboden und zugleich
der Höhe des Seitenschiffshauptgesimses entsprach,
verlor durch die vorgenommene Änderung ihren
logischen Zusammenhang mit dem Innern. Auch
über die Zwischengalerie c, die dem Fussboden des
Glockengeschosses entsprochen hätte, reicht das
neue Gewölbe hinaus, weshalb auf deren Ausführung
ganz verzichtet wird. Die Wimpergreihe d, nach

Abb. 40.

Einzelheit vom grossen Wimperge des Hauptportals.
 
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